Die Niederlande – ein würdiger Olympiasieger
Oranjes nach heißem Kampf verdient 2:0-Sieger über Gastgeber China
Die Olympischen Spiele in Peking haben einen in jeder Hinsicht würdigen Goldmedaillengewinner im Damen-Hockeyturnier gefunden. Weltmeister Niederlande rang in einem intensiven, spannenden Match die Gastgeber aus China mit 2:0 (0:0) nieder. Dabei war es diesmal – im Vergleich zu den Gruppenspielen und zum Halbfinale – nicht Eckenspezialistin Maartje Paumen, die die Akzente setzte. Mit Naomi von As und Maartje Goderie waren es zwei offensive Mittelfeldspielerinnen, die die entscheidenden Tore für Holland erzielten.
In der Anfangsphase sah vor gut 10.000 Zuschauern alles nach einem klaren Erfolg der Favoritinnen aus. Die Schützlinge von Marc Lammers hatten im letzten Spiel ihres Bondscoaches alles im Griff, spielten die Hintermannschaft der Chinesinnen geradezu schwindelig. Doch eine sonst immer relativ unauffällige Chinesin geriet mehr und mehr in den Blickpunkt. Yimeng Zhang im chinesischen Tor machte vielleicht das beste Spiel ihrer Karriere. Sie rettete nicht nur mehrfach gegen Paumen, sondern war auch anderthalb Halbzeiten lang aus dem Feld heraus nicht zu überwinden. Ein gutes Dutzend hochkarätiger Chancen vereitelte die erst 24-jährige Torfrau.
Und dann kamen ihre Mitspielerinnen nach einer Viertelstunde immer besser in die Partie, zogen mehr und mehr Kraft daraus, dass sie das Powerplay der Weltmeisterinnen unbeschadet überstanden. Chunling Tang war es dann zweimal vor der Pause, die den holländischen Fans den Atem stocken ließen, als sie sich in Flanken hineinwarf und Lisanne de Roever nur mit Glück den Rückstand verhindern konnte. Auch Fu Boarong feuerte eine gefährliche Rückhand ab, die de Roever alles abverlangte. Doch Holland war auch nach dem Wechsel die Mannschaft mit mehr Aktionen in die Spitze, mit mehr Druck auf die gegnerische Abwehr.
Eine verunglückte Ecke brachte dann die Lammers-Schützlinge auch verdient in Führung, als Naomi van As nach einem Notschuss der eigentlichen Eckenstopperin Minke Smabers links am Pfosten die Kugel erhielt und sie zum 1:0 im Tor unterbrachte (51.). Das Team von Changback Kim stemmte sich – unermüdlich angefeuert von chinesischen Zuschauern, die dennoch in Unterzahl gegenüber den stimmgewaltigen holländischen Fans zu sein schienen – noch einmal mit Macht gegen die Niederlage, hatte auch noch zwei Ecken und eine brauchbare Chance, doch das Tor von de Roever blieb für Yibo Ma und Co wie vernagelt. Eine für Zhang leicht verdeckte Argentinische Rückhand von der unermüdlichen Kämpferin Maartje Goderie brachte schließlich die Entscheidung zu Gunsten der Niederländerinnen, die die letzten Minuten abgezockt herunterspielten und dann ausgelassen diesen Olympiasieg feierten. Hollands erster Damen-Triumph seit Los Angeles 1984.
"China hat eine starke Mannschaft, sie haben uns eine Zeitlang Probleme bereitet, aber wir haben das überstanden, sind ruhig geblieben und haben noch unsere Tore geschossen. All unsere harte Arbeit hat sich ausbezahlt", strahlten Marilyn Agliotti, Wieke Dykstra und Eckenschützin Maartje Paumen um die Wette. "Die erste Halbzeit haben wir gut gespielt, unsere Torfrau hat stark gehalten. Doch in der zweiten Halbzeit hat sich Holland schließlich durchgesetzt. Es ist das beste Team der Welt. Sie haben individuelle Stärke, viel Strategie und schaffen es fast immer, ihre Taktik gut umzusetzen", war Chinas Trainer Kim nicht nur ein fairer Verlierer, sondern adelte zugleich den neuen Olympiasieger.
Tore:
-
----------------
1:0 Naomi van As (KE, 51.)
2:0 Maartje Goderie (62.)
Ecken:
NED 3 (1 Tor) / CHN 2 (kein Tor)
Schiedsrichter:
Soledad Iparraguirre (ARG) / Carolina de la Fuente (ARG)
Aus den Händen des deutschen IOC-Mitglieds Prof. Walther Tröger nahmen dann zunächst die Argentinierinnen ihre Bronzemedaillen in Empfang (Foto). Mit Silber, der ersten olympischen Medaille für das chinesische Hockey, wurde das frenetisch bejubelte Gastgeberteam durch das Schweizer IOC-Mitglied Rene Fasel bedacht. Und Prinz Willem von Oranje ließ es sich nicht nehmen, seinen Landsfrauen die Goldmedaille umzuhängen. Als die holländische Nationalhymne erklang und die Stadiontribünen durch die Fans tief in orange gehüllt waren, da kam sich manch einer vor, als wäre das Olympic Green von Peking kurzerhand nach Amstelveen verlegt worden.
|