Als Gruppensieger ins Halbfinale eingezogen
18. August in Peking: Deutschland – Japan 1:0 (0:0)
Die deutschen Damen haben mit einem 1:0-Sieg (0:0) über Japan als Gruppensieger der Vorrundengruppe B das Halbfinale der Olympischen Spiele erreicht. Janine Beermann erzielte das goldene Tor zu Beginn der zweiten Halbzeit. Deutschland musste auf die angeschlagene Abwehrchefin Tina Bachmann verzichten, die die Nacht über mit Magenproblemen zu kämpfen hatte aber von Julia Müller exzellent ersetzt wurde, und beherrschte die Partie nahezu über die gesamte Spielzeit. Einziges Manko war das Spiel am und im gegnerischen Kreis, wo zu viele gute Gelegenheiten etwas hektisch vergeben wurden. Der Gegner im Halbfinale wird am Abend im direkten Duell der Gruppe A zwischen China und Australien ausgespielt.
Bundestrainer Michael Behrmann: „Das war ein hartes Nervenstück. Man hat gesehen, dass die Spielerinnen da schon noch einen Extra-Rucksack mit sich herumgetragen haben. Aber wir haben unser erstes großes Ziel jetzt erreicht und freuen uns nun auf das Halbfinale. Ich bin ganz froh, dass wir erstmal nicht gegen die Niederlande spielen. Ob es Australien oder China wird, ist mir eigentlich gleich lieb. Wir haben gegen beide Teams bei der Champions Trophy gewonnen, wissen also wie das geht.“
Natascha Keller: „Das war natürlich ein Nervenspiel. Aber wir mögen solche Matches lieber, als wenn wir wissen, dass es noch zwei Chancen gibt. Wir haben gezeigt, dass wir ein tolles Team sind. Ich habe richtig Gänsehaut, weil ich es so großartig finde, dass wir so früh und ohne fremde Hilfe ins Halbfinale eingezogen sind – das ist so ungewohnt!“
Martina Heinlein: „Es war unser Ziel, die Japanerinnen, die bislang bei jedem Spiel getroffen hatten, von unserem Kreis fern zu halten. Und dass ist doch eigentlich recht gut geglückt. Im Halbfinale müssen wir nun noch ein bisschen mehr unser Spiel durchsetzen, unsere spielerischen Qualitäten durchziehen.“
Tina Bachmann: „Ich bin froh, dass ich sonst auf dem Platz stehe und Einfluss nehmen kann. Da draußen auf der Bank ist das viel kribbeliger. Ich beneide – mit dieser Erfahrung – unsere Trainer nicht um ihren Job. Nach dem etwas nachlässigen Match gegen Argentinien haben wir uns heute mit tollem Fight zurückgekämpft. Dafür gilt dem ganzen Team ein großes Kompliment. Es war klar, dass das eine Geduldsprobe werden würde, denn Japan hat nur eng im Halbfeld gestanden und auf Konter gelauert.“
Mit gutem Spiel begann das deutsche Team die frühe Partie. Janine Beermann in der 3. Minute mit der ersten guten Chance, als ihr Schuss von links knapp am Tor vorbei ging. Eine Minute später zischte ein Freischlag von rechts knapp am linken Pfosten vorbei, wo Natascha Keller sich etwas zu spät in den Ball warf. Obwohl Japan mit schnellem Spiel durch die Mitte und über rechts Druck machte, stand die deutsche Abwehr, die zu Beginn ohne Chefin Tina Bachmann (Magenprobleme) auskommen musste, sehr sicher, ließ in der Auftakt-Viertelstunde nicht einen Torschuss zu.
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Es lief sehr gut bis zum japanischen Kreisrand, nur der letzte Pass kam zu diesem Zeitpunkt noch nicht an. Nach 20 Minuten erstmals Gefahr vor dem deutschen Tor, als Julia Müller einen Freischlag an den Fuß bekam und Japan die erste Ecke erhielt. Die hielt Anke Kühn am rechten Pfosten sicher. Im Eckenkonter vergaben die Stürmerinnen eine exzellente Überzahlsituation im Kreis unnötig – hier lag so ein bisschen das Problem bis zu diesem Zeitpunkt. Immerhin holte Janine Beermann im nächsten Angriff die erste Ecke für ihr Team, der gleich die zweite folgte. Rinnes schwacher Schlenzer wurde von Okamura aber einfach gehalten.
Es wurde jetzt der Druck weiter erhöht, ohne dass die Aktionen im Kreis aber gefährlicher wurden. Ein guter Linksangriff über Stöckel brachte noch einmal Gefahr, aber der hoch abspringende Ball vor der Torhüterin wurde für Japan gegeben (32.). Erneut Stöckel prüfte Okamura dann von rechts (34.). Ein leichtsinniger Pass von Julia Müller brachte Japan schließlich auch noch einmal in Schussposition, wobei Kristina Reynolds aber sicher abwehrte. Auch die zweite Hälfte begann ohne Tina Bachmann, die es kurz probierte in der ersten Hälfte, aber dann passen musste. Youngster Julia Müller spielte zentral und machte das weitgehend exzellent.
Ein Klären ins Aus wertete Ashton-Lucy als Absicht, so dass es in der 39. Minute Japans zweite Ecke gab, die als Stechervariante aber misslang. Im Konter dann ein typisches Beermann-Tor. Die Angreiferin verwertete einen schnellen Stöckel-Freischlag per Stecher über Okamura hinweg zum verdienten 1:0 (40.). Die starke Janne Müller-Wieland spielte einen Freischlag rechts schnell vor Tor, hatte aber Pech, dass die Japanerinnen vor den Stürmerinnen am Ball waren.
Im Gegenzug eine merkwürdige Reaktion von Schiedsrichterin Ashton-Lucy, die für eine mit ihrem Freischlag-Pfiff gespielte Abwehraktion von Haase Ecke gab. Doch die wurde abgewehrt und im Eckenkonter gab es die dritte Strafecke für Deutschland. Doch erneut war Rinnes Schlenzer zu harmlos. Deutschland blieb dran, presste Japan. Maike Stöckel hatte das 2:0 auf dem Schläger, als sie sich am Siebenmeterpunkt toll auf die Rückhand rausdrehte und dann Okamura tunnelte aber auch ganz knapp rechts neben das Tor schoss (48.).
Den Japanerinnen gelang kaum etwas gegen die gut gestaffelte Abwehr der Deutschen, die toll pressten und weiter geduldig auf ihre Chancen warteten. Die erste wirklich gefährliche Situation gab es erst in der 55. Minute, als Kristina Reynolds im Gewühl vor ihr die Ruhe behielt und Müller klären konnte. Ein guter Angriff über Fanny Rinne brachte Beermann mit ihrem Spezialschlag, der Argentinischen Rückhand, von der ungewohnten rechten Seite in Schussposition, der Ball ging aber leicht verzogen links vorbei (58.). Deutschland blieb vorn dran, hatte allerdings keine Großchancen mehr. Hinten passte Müller sehr gut auf bei Japans wenigen guten Kontern. Auch ein Freischlag für Japan Sekunden vor dem Ende brachte nichts mehr ein.
Tore:
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1:0 Janine Beermann (41.)
Ecken:
GER 3 (kein Tor) / JAP 3 (- Tor)
Schiedsrichter:
Lin Miao (CHN) / Julie Ashton-Lucy (AUS)
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