Goldmedaille für Deutschlands Herren!
23. August, Finale in Peking: Deutschland – Spanien 1:0 (1:0)
Die deutschen Hockeyherren haben zum dritten Mal in der Geschichte die olympische Goldmedaille gewonnen. Nach 1972 in München und 1992 in Barcelona gewannen die Herren 2008 in Peking durch einen 1:0-Sieg (1:0) über Spanien das olympische Hockeyturnier. Das einzige Tor der Partie vor 12.000 Zuschauern erzielte Christopher Zeller per Strafecke nach einer Viertelstunde. Den Spaniern fiel danach überhaupt nichts ein, womit sie die extrem gut gestaffelte und aufmerksame Defensive des Weltmeisters gefährden konnten. Der Olympiasieg ist das Happy End einer nervenaufreibenden Vorgeschichte. Nach der verpassten Qualifikation bei der EM 2007 in Manchester war das Team von Markus Weise scheinbar ganz am Boden, rappelte sich aber auf, durchquerte das Qualifikationsturnier im April in Japan ohne Gegentor und ging nun auch ohne Niederlage durch das olympische Turnier.
Markus Weise: „Das war einfach nur eine grandiose Mannschaftsleistung – und zwar das ganze Turnier hindurch. Das gilt nicht nur für die Spieler, sondern auch für meinen Betreuerstab, der einen riesen Job gemacht hat. Endlich haben wir mal eine Ecke reingetan. Und dann waren die Kampfschweine unterwegs, haben sich in alles hereingeworfen. Am Ende eine Sahne-Energieleistung. Mir persönlich ist das völlig egal, ob ich der erste Trainer bin, der mit Damen und Herren Gold gewonnen hat – mir ist wichtig, dass meine Mannschaft gewonnen hat!“
Tobias Hauke: „Ein absoluter Traum ist wahr geworden. Das ist ein Riesending! Wir haben wieder 20 Minuten sensationell gespielt, denen die Spielfreude genommen. Dann macht Chrissie Zeller endlich sein Eckending rein, genau zum richtigen Zeitpunkt. Und dann haben wir uns nur noch den Arsch aufgerissen!“
Carlos Nevado: „Ich habe das überhaupt noch nicht realisiert. Wir hatten uns vorgenommen, diese eine Hütte vorzulegen, wollten uns dann aber eigentlich auf keinen Fall hinten reinstellen, weil wir deren Offensivstärken kennen. Die Müdigkeit hat das aber dann wohl doch nicht anders möglich gemacht. Am Ende habe ich jeden Ball zweifach gesehen. Man kann wirklich nur einen Dank an unsere super Defensive aussprechen.“
Max Weinhold: „Was die Jungs vor mir da heute defensiv gegen diese saustarken spanischen Stürmer geleistet haben, so dass ich kaum einen Ball auf das Tor bekommen habe – geiler geht es doch nicht! Ich habe das aber irgendwie noch null-komma-null realisiert. Eben gerade habe ich mich gefreut, weil ich mich freuen sollte. Jetzt brauche ich erst einmal Zeit!“
Pol Amat: „Wenn man seine Ecken nicht trifft, verliert man so ein Spiel. Und wir hatten genug Ecken heute. Das war der Schlüssel heute. Deutschland war das beste Team in diesem Turnier, und heute haben sie es gezeigt.“
Santi Freixa: „Wir wollten das gleiche Spiel aufziehen wie im Gruppenspiel, aber wir haben dabei die gleichen Fehler gemacht wie in der Vorrunde. Wir haben einfach keine Lösung gegen ihre Defensive gefunden, die immer gut ist. Wenn Deutschland einmal führt, will es nur noch verteidigen. Dann geht es darum, als Sturm besser zu sein als deren Defensive. Wir haben das bis zum Ende versucht und unser Bestes gegeben, aber haben es nicht geschafft.“
Das deutsche Team hatte in einer umkämpften Eröffnungsphase den besseren Start. Doch Christopher Zeller konnte die erste Strafecke für Deutschland in der 5. Minute gar nicht auf das Tor bringen. Sie wurde gut abgelaufen. Bei der nächsten Chance, einem Freischlag am Kreis ging der Passversuch von Tibor Weißenborn hoch an das Knie von Alex Fabregas, der erst nach kurzer Behandlung weiter spielen konnte. Angefeuert von einem lautstarken Anhang blieben die Deutschen bestimmend. Spanien versuchte mit langen Bällen in die Spitze zum Erfolg zu kommen, was aber zunächst von wenig Erfolg gekrönt war.
Deutschland versuchte das Konterrisiko zu minimieren, spielte sehr sicher um die tief stehende spanische Defensive herum. Ein Freischlag von Moritz Fürste (14.) rauschte mal, untouchiert durch den spanischen Kreis, aber es fehlte an den ganz gefährlichen Torraumszenen. Doch die Geduld wurde belohnt in Form der zweiten Strafecke (16.). Und endlich war Christopher Zeller mal wieder mit seiner gefürchteten Waffe, dem Schlenzer, erfolgreich. Unerreichbar für Franzisco Cortes zischte die Kugel rechts oben zum 1:0 ins spanische Tor.
Doch Spanien holte mit einem Freischlag am Kreis in der 19. Minute ebenfalls die erste Strafecke, als Witthaus die Kugel an den Fuß bekam. Weinhold hielt, Pech aber, dass die Kugel vom Pfosten an den Rücken von Max Müller ging, was die nächste Ecke nach sich zog. Die wurde jedoch gut abgewehrt (20.). Das Weise-Team hellwach, war sofort vorn wieder dran, aber machte aus zwei Freistößen am Kreis zu wenig. Stattdessen hatte David Allegre im Konter aus rechter Position eine Schusschance, die Kugel wurde aber von Timo Weß hoch drübergelenkt.
Erstmals etwas Glück, als Pol Amat nach einer Flanke von rechts per Stecher nur den Außenpfosten traf (25.). Ansonsten standen die Deutschen hinten toll. Max Müller und Sebastian Biederlack pflückten die Kugel mehrfach vor dem Kreis die Bälle bei den schnellen Spaniern vom Stock. Allein die Ballkontrolle vorn durch Montag und Witte stimmte nicht so ganz, hier wurde die Kugel in dieser Phase zu häufig schnell verloren. Gefahr kam noch einmal bei einem Freischlag am Kreis auf, als die Deutschen aber erneut sicher zur langen Ecke abwehren konnten. So blieb es bei der verdienten Führung zur Pause.
Deutschland kam mit Druck aus der Kabine, hatte eine Überlegenheit in den ersten Minuten zu verzeichnen, es blieben aber die gefährlichen Kreisszenen weiter Mangelware. Ein guter Linksangriff über Zeller und Witte brachte Moritz Fürste im Kreis gut in Position, doch der Hamburger machte zu wenig daraus (41.). Ein schwerer Schnitzer von Max Müller bescherte Edi Tubau dann plötzlich die große Chance auf den Ausgleich, aber der Spanier schlenzte von rechts aus spitzem Winkel am langen Pfosten vorbei (43.).
Doch die Sicherheit war gleich wieder da. Spanien konnte weitgehend vom eigenen Kreis ferngehalten werden. Dann fast aus dem Nichts zwei Riesenchancen nach tollen Anspielen von Moritz Fürste. Erst stach Witthaus aus kurzer Distanz, doch Cortes klärte mit Blitzreflex, dann konnte Nevado die Schlägerspitze so eben gerade nicht an den Pass bringen (53.). Es blieb ein harter Kampf, der sich aber fast ausschließlich zwischen den Viertellinien abspielte. Die Spanier berannten den deutschen Kreis immer wieder, aber es fiel ihnen nichts ein, womit sie den guten Riegel knacken konnten.
Und den Spaniern merkte an die langsam schwindenden Nerven an, als sie nach einem verunglückten Stecher von Benjamin Weß auf den jungen Krefelder losgingen. Auf der anderen Seite holten sie dann im Gegenangriff die dritte Strafecke. Doch Freixa verzog. Im Konter konnte Cortes nur mit viel Mühe gegen Witte das 0:2 verhindern. Es ging nun hin und her. Freixa wurde am kurzen Pfosten von Weinhold gestoppt (61.). Im Konter brachte Fürste die Kugel bis zum spanischen Kreis. Zeller gewann einen Freischlag rechts am Kreisrand.
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Sergi Enrique holte sich da durch ruppiges Spiel in der Abwehr die Gelbe Karte. Die Deutschen nun einige Zeit in Überzahl. Das machte sich auch sofort bemerkbar. Philip Witte schloss links zu spät ab, ein Spanier holte ihm gerade noch die Kugel vom Schläger. Pech, als Zeller dann von Gentles keine Ecke für ein klares Foul seines Gegenspielers zugesprochen bekam. Doch auch Spanien kam wieder. Ein Freischlag am Kreis wurde von Weißenborn gut abgefangen. Und auch bei einem Freischlag von rechts war es Weißenborn, der ganz cool klärte (67.).
Montag verlor im Konter unglücklich den Ball, doch die Deutschen kamen wieder, diesmal über rechts. Immer wieder versuchten es die Spanier am Kreis, kamen aber nicht durch. Dann holte Meinert am rechten Kreisrand einen ganz wichtigen Freischlag. Müller brachte die Kugel weit nach vorn und als wieder Weißenborn auf rechts die Kugel abfing, war es passiert. Das Spiel war vorbei und Deutschland Olympiasieger!
Tore im Überblick:
1:0 Christopher Zeller (KE, 16.)
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Strafecken:
GER 2 (1 Tor) / ESP 3 (kein Tor)
Schiedsrichter:
Henrik Ehlers (DEN) / David Gentles (AUS)
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