DHB-Juniorinnen scheitern am Top-Favoriten
U21-WM in Santiago (Chile), Viertelfinale: Niederlande - Deutschland 5:0 (2:0)
30.11.2016 - Für die deutschen Juniorinnen war der amtierende Europa- und Weltmeister Niederlande im Viertelfinale der WM von Santiago de Chile eine Nummer zu groß. Die Niederländerinnen hatten gar nicht einmal mehr vom Spiel, aber agierten deutlich reifer und effektiver, nutzten vor allem ihre Chancen in regelmäßigen Abständen, während die DHB-Auswahl aus ihrem deutlich vorhandenen Chancen- und Eckenplus einfach nichts Zählbares produzieren konnte. So bleibt für die Haller-Mannschaft nun nur, sich in der Runde um Platz fünf bis acht achtbar aus dem Turnier zu verabschieden.
Bundestrainer Marc Haller: „Es ist richtig, dass wir mehr Chancen und Ecken hatten, aber eigentlich kamen die erst, als das Match schon gelaufen war. Man muss einfach konstatieren, dass wir ohne Olympionikinnen von Argentinien und Holland noch weit entfernt sind. Die sind einfach besser. Dabei haben wir heute die eigentlich schweren Dinge, gegen eine Top-mannschaft unter Druck rausspielen und -kombinieren, gut gemacht, sind aber dann an den eigentlich einfacheren Dingen gescheitert. Der Sturm hatte heute nie das Momentum, hat hart gearbeitet, aber ist zu oft in Bretter gerannt. Wir haben insgesamt für ein WM-Viertelfinale zu brutale Fehler gemacht und die Niederländerinnen auch immer wieder zum Kontern eigeladen. Nun wird unser Ziel sein, das Turnier auf Platzt fünf abzuschließen, was ja immer noch eine gute Platzierung wäre!“
Es war beiden Teams in der Anfangsphase anzumerken, dass es um viel ging. Etwas nervös und noch wenig zielgerichtet tastete man sich ab. Ein Stoppfehler von Lena Micheel an der Viertellinie brachte dann aber Marie Burg in Konterposition. Sie konnte unbehelligt rechts in den Kreis auf Rosa Krüger zulaufen und an ihr vorbei zum 1:0 (11.) einschießen. Das DHB-Team weiter bemüht, eigene Akzente zu setzen. Nach einem schönen Rechtsangriff kam Hannah Gablac im Kreis an den Ball, deren Trick jedoch als gefährlich abgepfiffen wurde.
Auch danach blieb es ein Match auf Augenhöhe. Eine Riesenchance in der 19. Minute konnte nicht genutzt werden, als die Deutschen Überzahl im Kreis hatten und dann aus zu spitzem Winkel abzogen, statt die besser Postierte am langen Pfosten oder im Rückraum zu suchen. Als in der 23. Minute erneut eine Großchance nach Angriff mit Schussgelegenheit aus dem Rückraum verpasst wurde, zeigte sich der Europameister wieder cleverer und nutzte die direkte Konterchance zum 0:2 (23.). Frederique Matla kam aus sechs Metern völlig frei zum Schuss.
Das brachte die DHB-Auswahl nun doch etwas aus dem Tritt. Es gab nun einige Ballverluste im Aufbau und Holland sah die Chance, mit starkem Pressing auf das 3:0 und damit die Vorentscheidung zu drängen. Daraus entstand auch eine Ecke in der 29. Minute, die aber gut gehalten wurde. Das Jong-Oranje-Team begann sogar jetzt schon, in den Ecken auf Zeit zu spielen, was zu etwas unattraktiven Szenen führte, aber letztlich kam die Pause auch fürs deutsche Team genau richtig, um sich neu zu strukturieren und in der zweiten Hälfte neu anzugreifen.
Doch erneut ein Konter machte die Pläne zunichte. Es gab am Kreis der Holländerinnen einen umstrittenen Pfiff eggen Gablac. Die Niederländerinnen reagierten sofort, nutzten das kurze Zögern und tauchten mit zwei Stürmerinnen frei vor Krüger auf, die gegen Pleun van der Plas‘ überlegenen Ball keine Chance hatte. In der 34. Minute dann mal ein Eckenpfiff fürs DHB-Team. Die Stechervariante misslang aber leider. Der Europameister konnte nun natürlich bequem auf Fehler der Deutschen lauern, die auch immer wieder kamen, weil zum Teil etwas überhastet umgeschaltet wurde.
Die niederländische Kapitänin sah dann Grün wegen mangelnden Abstands, doch trotz Ballbesitz im und am Kreis des Gegners konnte das DHB-Team die Überzahl nicht nutzen. Die größte Chance in der 43. Minute, als erst aus zwei Metern nach Rückpass und dann im Nachschuss vom Kreisrand die Kugel nicht im Tor untergebracht werden konnte. Immerhin dann die nächste Ecke (45.), die aber als Notvariante auf links zu langsam gespielt wurde und verpuffte. Deutschland aber nun das aktivere Team mit deutlich mehr Ballbesitz, allein das Zählbare für die Anzeigetafel wollte einfach nicht gelingen.
In der 52. Minute aber Ecke Nummer drei, aus der die nächste resultierte. Die parierte die niederländische Keeperin stark links unten mit dem Schläger. Das DHB-Team fing den Ball nun oft früh ab und berannte den Kreis der Jong Oranjes. Das 1:3 lag stark in der Luft. Doch erneut ein vereinzelter Konter desillusionierte die deutsche Auswahl komplett. Yentl Leemans durfte unbehelligt über die linke Grundlinie gehen, etwas reinziehen in die Mitte und Krüger mit einem halbhohen Schlenzer ins lange Eck überwinden (56.).
Man konnte der deutschen Mannschaft mangelndes Engagement sicher nicht vorwerfen. Gleich im Gegenzug wurde die nächste Ecke geholt, doch die Variante auf die Herausgeberin wurde wegen Behinderung einer Abwehrspielerin abgepfiffen. Selbst die besten Chancen gingen heute nicht rein. Elisa Gräve lief nach starkem Pass von Gablac rechts frei auf die Torfrau zu und schlenzte diese an (58.). Es wäre längst verdient gewesen, dass auch die Deutschen mit Treffern Erfolg gehabt hätten, aber es fehlte den immer noch vorhandenen Offensivaktionen nun inzwischen auch die letzte Konzentration.
Zum Frust der Deutschen gab die koreanische Schiedsrichterin nach dem nächsten Konter auch noch Siebenmeter für Holland, den Matla sicher zum 5:0 verwandelte (65.). Hingegen vergab das DHB-Team danach noch eine weitere Ecke und zwei Großchance aus dem Feld heraus (68./69.), was wie ein Spiegelbild des gesamten Spiels war.
Tore:
1:0 Marie Burg (11.)
2:0 Frederique Matla (23.)
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3:0 Pleun van der Plas (37.)
4:0 Yentl Leemans (56.)
5:0 Frederique Matla (7m, 65.)
Ecken:
Niederlande 1 (kein Tor) / Deutschland 6 (kein Tor)
Schiedsrichter:
Jung Hee Kim (KOR) / Karen Bennett (NZL)
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