Deutsche Herren erreichen nach Penalty-Drama das EM-Finale
EM 2015 Herren in London, Halbfinale: Deutschland – England 5:4 n.P.(2:2; 1:1)
27.08.2015 - Die deutschen Herren haben bei der Europameisterschaft in London in einem Halbfinal-Krimi das Endspiel erreicht. Im Penaltyschießen war Torhüter Nicolas Jacobi der Held, der zwei Penaltys hielt und einen setzten die Engländer an den Pfosten, während die DHB-Spieler drei Mal trafen. Nach regulärer Spielzeit hatte es 2:2 gestanden. Martin Zwicker glich die englische Führung kurz vor der Pause aus und Lukas Windfeder brachte das DHB-Team zwischenzeitlich 2:1 in Führung. Am Samstag sind die Niederlande Gegner der Deutschen um 17.30 Uhr (dt. Zeit) im Finale.
Bundestrainer Markus Weise: „Wir haben heute sicherlich nicht alles richtig gemacht, aber die Jungs haben die Intensität des Spiels toll angenommen hier vor der tollen Kulisse. Ich fand es eigentlich ganz gut, dass es mal zum Penaltyschießen gekommen ist, denn das hatten wir noch nicht. Es zeichnet ein Talent wie Lukas Windfeder absolut aus, dass er die Verantwortung übernimmt und die Ecke zum 2:1 trifft. Das erarbeitet er sich über viele, viele Trainingseinheiten mit Werner Wiedersich. Es dauert nicht mehr lange, dann ist er unangefochten unser erster Eckenschütze.“
Moritz Fürste lobte Nicolas Jacobi: „Ich kenne ihn ja schon lange und besser als viele. Er ist bei uns jetzt in einer ganz wichtigen Rolle angekommen, in der er Spiele für uns gewinnt und ein unglaublich sicherer Rückhalt ist.“ Zum Finale sagte der Co-Kapitän: „Wir lieben die Spiele gegen die Niederlande. Wir hatten in den letzten Jahren eine Reihe ganz wichtiger Spiele gegen sie, von denen wir viele gewinnen konnten. Schauen wir mal, wie es Samstag klappt!"
Die erste Chance der Partie hatten die Deutschen, als nach Rechtsangriff Florian Fuchs den Ball vor George Pinner nicht kontrollieren konnte. Auf der anderen Seite musste dann auch mal Nico Jacobi ran, als eine harte Flanke vor Tor kam. Deutschland weiter mit Druck, hatte eine gute Chance, aber Mats Grambuschs Ball vor Tor wurde als gefährlich abgepfiffen. Die Deutschen ließen die Gastgeber dann erst einmal nicht mehr in den Kreis kommen, konnten aber ihrerseits auch keine richtige Torchance erspielen. Jacobi vereitelte dann eine gute Gelegenheit gegen David Condon, der frei vor ihm auftauchte (11.).
Glück, als Christ Griffiths eine weitere Riesenchance ausließ, als er halblinks nach einem Abpraller völlig frei zum Schuss kam und links am Tor vorbei schoss (13.). Auf der anderen Seite eine ähnliche Hundertprozentige, mit der Marco Miltkau aus fünf Metern an George Pinner scheiterte (15.). So blieb es beim 0:0 zur ersten Viertelpause.
Im zweiten Viertel passierte erst einmal wenig, bis Coen van Bunge einen Siebenmeter nach vermeintlichem Foul an Ward gab, doch die Deutschen konnten die Entscheidung per Videoschiedsrichter-Anrufung widerrufen lassen. Kurz darauf aber ein Fehlpass von Zwicker am eigenen Kreis, England konnte daher über rechts kontern und Mark Gleghorne aus kurzer Distanz zum 1:0 für die Gastgeber einstechen (20.). Kurz darauf erneut ein schlechter Pass aus der Abwehr, aber Condons Schuss ging deutlich über das Tor.
Grambusch in einer guten Phase der Deutschen mit einem Schuss aus der Drehung, der aber knapp links am Tor vorbei ging (23.). Dann musste Staib wegen Foulspiel für zwei Minuten auf die Strafbank (24.) - das DHB-Team also in Unterzahl. Rühr hatte in der Phase einen großartigen Antritt über links, schoss aber mit der Rückhand aus spitzem Winkel vorbei (25.). Ein toller Stecher des zurückgekehrten Staib wurde gerade noch über das Tor der Engländer gelenkt (27.).
Nach einem riesen Solo von Fuchs über links konnten die Engländer gerade noch zur langen Ecke klären – das 1:1 lag in der Luft. Und das fiel dann auch völlig verdient. Wellen legte von links auf und Zwicker machte seinen Fehler vom 0:1 wieder gut und blockte aus kurzer Distanz ins Tor (30.)! So ging es in die zweite Halbzeit. Dort ging es zwar hin und her, aber bei beiden Teams passte oft der letzte Pass am Kreis nicht perfekt. In der 38. Minute verursachte Staib dann die erste englische Ecke, doch Jacobi parierte glänzend gegen Jacksons Flachschlenzer.
Als Linus Butt sich bei einem Schlenzer der Engländer verschätzte, war es Barry Middleton, der zentral vor Tor an der Flanke vorbei rutschte (43.). Auf der anderen Seite pfiff van Bunge die Ecke nicht, als Fürk auf dem Weg in den Kreis zu Fall gebracht wurde. Trotzdem leichte Vorteile für die Gastgeber in diesem Viertel. Das DHB-Team musste eine Schippe drauflegen im Schluss-Abschnitt.
Jackson stoppte Deecke kurz nach Wiederanpfiff im eigenen Kreis. Die Deutschen nun mit mehr Spielanteilen. Fürste drehte sich am Kreisrand rein, verfehlte das Tor aber links (50.). Glück für England als Wellen rechts am Pfosten einen Ball nicht ganz unter Kontrolle bekam. England fand kaum noch einen Weg in den deutschen Kreis. Jacobi musste erstmals wieder in der 56. Minute nach Ballverlust von Martin Häner eingreifen. Dann holte Grambusch auf der anderen Seite clever die zweite Ecke heraus. Und die versenkte Youngster Lukas Windfeder cool halbhoch rechts zur 2:1-Führung (57.).
Aber auch England holte sich noch einmal eine Ecke, als Jacobi bärenstark gegen einen Stecher reagierte, aber mit der Parade einen deutschen Körper traf (58.). Geburtstagskind Martin Häner blockte stark über das Tor. Dann nahm England den Keeper für einen elften Feldspieler vom Platz. Als kurz darauf eine Flanke durchrauschte, nahm Ashley Jackson den Videobeweis, weil er sich gefoult fühlte. Und es gab auch Ecke für den Gastgeber.
Die hielt Jacobi stark, doch Marcin Grochal gab Siebenmeter für England. Dagegen nahmen die Deutschen den Videobeweis, weil sie zuvor ein gefährliches Spiel der Angreifer gesehen hatten. Weil der Videoschiedsrichter keine Entscheidung treffen konnte, blieb es beim Siebenmeter. Und Ashley Jackson verwandelte dann auch eiskalt links unten.
So kam es zum Penaltyschießen:
Florian Fuchs startete und machte es ganz sicher flach rechts unten zum 3:2.
Ashley Jackson drehte sich zwei Mal und traf dann zum 3:3.
Tobias Hauke scheiterte an Pinner.
Barry Middleton ließ sich Jacobi den Ball wegspitzeln.
Mo Fürste brachte das DHB-Team sicher 4:3 in Führung.
Nick Catlin traf den Pfosten.
Mathias Müller schoss aber rechts am Tor vorbei.
Harry Martin machte es stark und glich zum 4:4 aus.
Nun war es an Mats Grambusch sein Team im Spiel zu halten. Und er traf von rechts zum 5:4.
Als letzter Engländer kam Sam Ward. Und der scheiterte an Jacobi.
Die Deutschen stehen damit zum vierten Mal in Folge im EM-Finale!
Tore in der regulären Spielzeit:
0:1 Mark Gleghorne (20.)
1:1 Martin Zwicker (30.)
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2:1 Lukas Windfeder (KE; 57.)
2:2 Ashley Jackson (7m, 59.)
Strafecken:
Deutschland 2 (1 Tor) / England 3 (kein Tor)
Zuschauer: 3.500
Schiedsrichter:
Marcin Grochal (POL) / Coen van Bunge (NED)
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