Olympia-Qualifikation: Finaleinzug ganz knapp verpasst!
World League Damen Valencia, Hfn.: Großbritannien - Deutschland 1:0 (1:0)
20.06.2015 - Deutschlands Hockeydamen haben am Samstagabend den Einzug ins Finale des Olympia-Qualifikationsturniers von Valencia ganz knapp verpasst. Gegen Großbritannien gab es im Halbfinale eine 0:1-Niederlage. Lilly Owsley hatte den entscheidenden Treffer schon früh im ersten Viertel erzielt. Das DHB-Team wurde mit zunehmender Spieldauer immer stärker, dominierte das Geschehen, machte aber zu wenig aus den sich bietenden Chancen – allein neun Strafecken blieben ungenutzt. Im Spiel um Platz drei geht es nun am Sonntag um 16.30 Uhr gegen Argentinien.
Bundestrainer Jamilon Mülders: „Es fehlte in den ersten drei Vierteln das allerletzte Quäntchen, um Großbritannien wirklich ernsthaft in Verlegenheit zu bringen! Das viertel Viertel war dann herausragend gut! Schade, dass wir uns da nicht belohnen konnten. Ich will nicht sagen, dass wir die falschen Entscheidungen bei den Ecken getroffen haben, aber es hat halt nicht gereicht, um die gute Eckenabwehr der Briten zu schlagen. Dennoch war es ein sehr gutes Match der Mädels. Wir freuen uns jetzt auf das Spiel um Platz drei gegen Argentinien. Genau das sind die großen Spiele, die wir jetzt auf dem Weg nach Rio brauchen, um uns weiterzuentwickeln!“
Die Deutschen hatten sich – trotz bereits erreichter Olympia-Qualifikation, was sich aus den drei direkten Plätzen hier im Turnier und den zu errechnenden Nachrückerplätzen nach den Kontinentalmeisterschaften ergibt – viel vorgenommen, wollen die beiden letzten Spiele des Olympia-Qualifikationsturniers unbedingt zur Weiterentwicklung des Teams Richtung Rio nutzen. Keeperin Kristina Reynolds wurde im Vorfeld der Partie für ihren 100. Einsatz im DHB-Dress geehrt. Aber auch die Britinnen, wie die Deutschen ungeschlagen im gesamten Turnier, wollten unbedingt das Finale erreichen und das direkte Ticket für Rio vorzeitig klar machen.
Entsprechend hoch war der Einsatz von Beginn an auf beiden Seiten. Den ersten Torschuss hatte Hollie Webb, der ging aber deutlich über das deutsche Tor. Und dann saß der nächste britische Konter über die linke Abwehrseite. Da hatten die Britinnen deutlich zuviel Platz, konnten bis zu Lilly Owsley durchspielen, die Reynolds aus kürzester Distanz zum 1:0 (7.) überwand. Stapenhorst holte dann die erste Ecke (11.) fürs DHB-Team heraus. Krügers Schlenzer wurde geblockt, aber Hasselmann hatte einen ganz gefährlichen Rückhand-Nachschuss, den Maddie Hinch stark mit dem Handschuh fischte.
Letztlich blieb es beim 0:1 zur ersten Viertelpause – auch nicht ganz unverdient, weil die Britinnen in der Anfangsphase die etwas gefährlicheren Offensivaktionen hatten. Vom Ballbesitz her war das deutsche Team sogar etwas vorn, spielte absolut auf Augenhöhe mit. Das blieb auch im zweiten Viertel so. Deutschland mit mehr Ballbesitz, guten Aktionen und hohem Pressing, die Britinnen setzten auf Konter, hatten davon aber nicht viele. Anissa Korth sah dann Grün für ein Stockfoul in der Rückwärtsbewegung. Das DHB-Team nun also kurz in Unterzahl.
Als dann am Kreis der Britinnen ein Stockfoul gegen Jana Teschke nicht geahndet wurde, holten sich die Britinnen im Konter ihre erste Ecke. Die wurde aber gut abgewehrt von Kristina Reynolds. Gute Chance dann von Stapenhorst, deren Rückhandschuss auf dem Tordach landete. Die Deutschen hatten jetzt klar mehr vom Spiel, von den Britinnen kam im Vorwärtsgang wenig. In der 29. Minute musste Reynolds bei einem Konter allerdings mal wieder vor einem Stecher ran. Es blieb aber beim 1:0 für die Britinnen zur Pause. Inzwischen wäre der Ausgleich der Deutschen aber nicht unverdient gewesen. Was fehlte, war die letzte ganz gefährliche Aktion am und im Kreis. Da wirkten die Britinnen etwas effektiver.
Hollie Webb sah nach der Pause bald Grün wegen Ball Wegspielens. Als Franzisca Hauke dann beim Powerplay den Ball an Alex Danson verlor, musste Reynolds den britischen Superstar stoppen und tat das souverän. Erneut Danson hatte dann wieder eine Chance nach Konter, verfehlte aber das Tor. Dafür musste Janne Müller-Wieland mit Grün raus, die versucht hatte, den Konter per Foul zu unterbrechen. Schade, dass Stapenhorst auf einem genialen Grundlinienlauf über rechts gerade noch abgefangen wurde. Es war ein intensives Match von beiden Teams hart aber fair geführt.
In der 41. Minute nahmen die Deutschen dann den Videobeweis, um zu klären, ob sie eine Ecke hätten kriegen müssen. Und sie bekamen Recht. Kurz darauf eine zweite. Und eine dritte hinterher. Das 1:1 lag in der Luft. Aber die Stechervariante auf Hillmann am rechts Pfosten misslang. Dennoch blieb das DHB-Team am Drücker, kesselte die Briten ein. Erst ein Fehlpass von Müller-Wieland brachte diese mal wieder in Konterposition, die aber nichts einbrachte. Dann holten sich die Britinnen aber doch mit Ablauf des dritten Viertels die nächste Ecke (45.). Die lief Marie Mävers aber super ab.
Es blieb also ein Spiel auf Messers Schneide. Die Deutschen brauchten unbedingt das eine Tor, um zumindest ins Penaltyschießen zu kommen, die Britinnen drohten über Konter aber natürlich auch das vorentscheidende zweite Tor zu machen. Die DHB-Auswahl versuchte alles und hatte die Geduld, gegen das britische Pressing auf Lücken zu warten. Hillmann verpasste kurz vor Tor eine durchtrudelnde Flanke. Glück, dass Sophie Bray nach Ballverlust Teschke im Aufbau sich den Ball am deutschen Kreis selbst an den Fuß spielte. Und es war wieder Bray, die nach krassem Stoppfehler in der deutschen Defensive an Reynolds scheiterte, als sie völlig allein auf die deutsche Torfrau zulaufen durfte.
Korth sah dann nochmal Grün wegen Stockfouls. Dem DHB-Team lief nun langsam etwas die Zeit weg. Ein heftikes Tackle von Stöckel am eigenen Kreis bescherte Großbritannien die nächste Ecke und Janne Müller-Wieland eine Verletzung, die nach dem Zusammenprall mit der Britin draußen behandelt werden musste. Die Ecke ging rechts neben das Tor. Die Deutschen glaubten noch an ihre Chance, wurden von Mülders und Kapitänin Hannah Krüger immer wieder angefeuert, weiter zu spielen.
Dann kam in der 56. Minute die Chance zum Videobeweis im Kreis der Britinnen nach gutem Angriff von Altenburg. Die Deutschen hatten ein Blocken gegen sich gesehen. Und es gab die Ecke. Nun also die große Chance auf den Ausgleich. Wegen Fuß gab es gleich die nächste. Doch Maddie Hinch fischte Steindors guten Schlenzer mit toller Schlägerparade aus dem edrohten unteren linken Eck. Es entwickelte sich erneut ein Powerplay der Deutschen. Owsley sah dann auch noch Grün wegen Fouls. Also, Überzahl fürs DHB-Team.
Schröder holte die nächste Ecke. Eine Britin musste wegen zu frühen Rauslaufens an die Mittellinie. Aber Hinch parierte erneut. Es blieben zwei Minuten. Altenburg holte die nächste Ecke, gegen die die Briten den Videobeweis nahmen. Sie bekamen aber kein Recht. Die Ecke stand. Wieder hielt Hinch den flachen Ball von Krüger, der wohl eher eine Ablage sein sollte. Doch kurz darauf erneut Ecke fürs DHB-Team, die von der anderen Schiedsrichterin zurückgepfiffen wurde. Nun nahmen die Deutschen den Videobeweis, weil sie einen gefährlichen Ball gesehen hatten.
Unverständlicher Weise gab der Video-Umpire die Ecke nicht. Doch bei 20 Sekunden auf der Uhr gab es doch noch einmal Ecke fürs DHB-Team. Wieder hielt Hinch gegen Krüger, wehrte den Ball aber gefährlich ab. Es gab Zeitstopp, weil eine Britin am Boden lag. Und danach ein Bully statt der nächsten Ecke. Auch danach hätte es gut nochmal Ecke geben können, weil Teschke an einem hohen Ball als erste dran war und zwei Abwehrspielerinnen den Abstand nicht einhielten, aber letztlich blieb es beim 0:1 – sehr ärgerlich aus deutscher Sicht, denn im Schlussviertel hatte man das Match klar dominiert.
Tore im Spiel:
1:0 Lilly Owsley (7.)
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Strafecken:
GBR 3 (kein Tor) / GER 9 (kein Tor)
Schiedsrichter:
Kelly Hudson (NZL) / Kylie Seymour (AUS)
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