DHB-Damen: Nach Penalty-Krimi gegen den Vize-Weltmeister im Halbfinale
World-League-Finale, Rosario, Viertelfinale: Australien – Deutschland 4:3 n. Pen. (2:2; 2:0)
10.12.2015 - Die deutschen Hockeydamen haben im Viertelfinale des World-League-Finalturniers in Rosario für eine faustdicke Überraschung gesorgt. Im Penaltyschießen warf das DHB-Team Vize-Weltmeister Australien aus dem Wettbewerb. Dabei machten die Schützlinge von Jamilon Mülders ein 0:2 zur Halbzeitpause durch zwei Treffer von Lisa Altenburg wett, wobei das 2:2 nur 49 Sekunden vor Ende fiel. Im Penaltyschießen wurde dann einmal mehr Kristina Reynolds zur Heldin, die von fünf australischen Penaltys nur einen reinließ. Im Halbfinale trifft die deutsche Mannschaft nun am Samstagabend (Zeit folgt noch) erneut auf Neuseeland, das Großbritannien im Viertelfinale mit 2:1 aus dem Turnier warf.
Bundestrainer Jamilon Mülders: „Es ist ja nicht das erste Viertelfinale, das wir stark spielen. Ich habe vor dem Turnier gesagt, dass es darauf ankommt, dass wir im Viertelfinale gut spielen – und das war zumindest in der zweiten Halbzeit absolut der Fall. In den ersten beiden Vierteln spielen wir vielleicht gefällig mit, aber ohne Wirkung. Das hat mir noch nicht gefallen! Dann hat das Team – trotz mehrerer Zeitstrafen gegen uns – die Pobacken zusammengekniffen, nochmal eine richtige Schippe draufgelegt und sich belohnt! Mit dem heutigen Sieg ist nicht plötzlich alles super! Wir haben Richtung Rio noch ganz viel zu tun – im Sturm, im Aufbau und auch in der physischen Präsenz – aber es freut mich für die Mädels, weil so etwas natürlich gut tut. Es ist das erste Mal seit langer Zeit (Champions Trophy Rosario 2012, Anm. d. Red.), dass wir bei einem Weltturnier mit den Top-Acht-Teams wieder in einem Halbfinale stehen. Und darauf freuen wir uns jetzt. Neuseeland kennen und mögen wir.“
Das DHB-Team startete gegen den favorisierten Vize-Weltmeister relativ unbeeindruckt mit eigenen guten Angriffen. Hinten verteidigte Otte stark im Kreis gegen eine frei stehende Angreiferin. Und dann war es die erste wirklich gefährliche Kreisszene, als Nelson von rechts in den Kreis eindrang und Georgia Nanscawen Katharina Otte schlecht aussehen ließ, als sie kurzerhand vor sie lief und vor Reynolds den Ball einstach. Deutschland hätte fast im Gegenzug geantwortet, als Teschke über den halben Platz ein Solo startete und Pieper und Altenburg an Ashlee Wells scheiterten (6.).
Auch danach gute Aktionen, wie ein Rechtsangriff über Hauke, den eine Australierin direkt vor ihrer Keeperin gerade noch abfing (8.). Schütze hatte die nächste gute Chance mit einem Rückhandschuss vom rechten Kreisrand, den Wells hielt. Dann sah Anne Schröder Grün nach einem Foul. In Unterzahl verteidigte das DHB-Team aber gut. Hoffmann hatte dann die nächste gefährliche Szene erarbeitet, als nur ihr Steilpass auf Mävers etwas zu steil geriet, so dass Wells vor Mävers am Ball war und klärte (12.). Hasselmann konzidierte dann die erste Ecke gegen Deutschland, als sie unter Druck eine Australierin anschlenzte (13.). Reynolds hielt aber glänzend.
Ein guter Konter über Altenburg wurde von der Schiedsrichterin herausgepfiffen. So stand es zur ersten Viertelpause zwar 1:0 für Australien, aber die Statistik sprach sogar für das deutsche Team. Zu Beginn des zweiten Viertels musste Georgia Morgan für Australien auf die Strafbank. Australien presste in Unterzahl hoch und versuchte das deutsche Spiel zu unterbinden. So kam es zu keiner Großchance in dieser Phase. Trotzdem hielt sich das DHB-Team stark gegen den Ersten der anderen Vorrundengruppe. Reynolds und Korth mussten dann aber bei einem gefährlichen Ballverlust von Otte im eigenen Kreis retten, schafften das aber in Gemeinschaftsarbeit (23.).
Australien bekam dann die zweite Ecke nach Fuß von Otte. Mävers musste wegen zu frühen Herauslaufens an die Mittellinie und so waren drei Rausläuferinnen zu wenig, um zu verteidigen. Kathryn Slattery kam letztlich aus sechs Metern zum Schuss und überwand Reynolds zum 2:0 (25.). Hoffmann sah dann Grün kurz vor der Pause, so dass die Deutschen eine weitere Phase in Unterzahl waren. Schröder kreierte trotzdem eine gute Chance, als sie Altenburg in den Konter schickte, die aber das Eins-gegen-Eins im australischen Kreis verlor.
Es kam ein wenig Unzufriedenheit auf, die dann auch immer wieder laut zu hören war, weil die Entscheidungen der Japanerin am australischen Kreis zumeist gegen das DHB-Team ausfielen. Es blieb beim 0:2 zur Pause – eine Führung der Vize-Weltmeisterinnen, die vielleicht ein Tor zu hoch ausgefallen war. Insgesamt war die Führung aber aufgrund des zweiten Viertels verdient, weil Australien dort mehr Ballbesitz und auch etwas mehr Torchancen hatte.
Zu Beginn der zweiten Hälfte gleich wieder Ecke für Australien, die Reynolds aber exzellent hielt. Im Konter dann wieder ein Foul am australischen Kreis, was erneut in die andere Richtung gepfiffen wurde, als die heutige Kapitänin Lisa Altenburg es monierte. Hauke hatte dann wieder nach einem Pass der sehr starken Anne Schröder eine Großchance, als sie am Kreisrand zum Rückhandschuss kam und knapp links neben das Tor schoss (34.).
Australien presste sehr hoch und aggressiv, machte es dem DHB-Team ganz schwer aufzubauen. Und wenn dann mal ein Ball durchkam, wurde er oft zu leicht im gegnerischen Viertel wieder verloren. Reynolds war es erneut, die ihr Team in der 37. Minute im Spiel hielt, als sie einen abgefälschten Rückhandschuss von Paris an den Pfosten lenkte. Oldhafer hatte dann den Anschlusstreffer auf dem Schläger, als rechts in den Kreis eindrang und einen Ball von Keibel aus der Luft verwertete, aber Presenqui hatte den Ball im Aus gesehen. Im Gegenzug erneut Ecke für Australien. Erneut eine großartige Rettungstat von Reynolds!
Zu leicht holte sich Australien aber kurz darauf auch die fünfte Ecke (42.). Der Schlenzer von Fitzpatrick aber zu hoch. Yamada schickte dann Hauke mit Gelb auf die Strafbank (43.). Yamada immer wieder im Fokus der DHB-Spielerinnen, weil sie sich von der Japanerinnen immer wieder benachteiligt fühlten. Und dann war es ein Konter über Teschke, an dessen Ende Altenburg links im Kreis mit der Rückhand zum Schuss kam und zum 2:1 traf. Australien nahm den Videobeweis, um ein Foul ganz am Anfang der Szene von Oldhafer zu beweisen, die den Ball erobert hatte. Doch die Videoschiedsrichterin sah das nicht so – und Australien verlor sein Anrufungsrecht.
Reynolds musste Sekunden vor der Pause noch einmal retten, als Schröder mit einem völlig missglückten Freischlag am Kreis des Gegners einen Konter zuließ. Das DHB-Team nun also plötzlich wieder dran – nur ein Tor zurück bei noch einem Viertel zu spielen. Ein Fehler von Otte brachte Nanscawan in gute Schussposition, doch sie verzog links am Tor vorbei. Dann fiel auf, dass Hauke nicht wieder auf der Strafbank Platz genommen hatte. So bekam Altenburg als Kapitänin zusätzliches Gelb. Das DHB-Team nun also mit zwei Spielerinnen in Unterzahl.
Australien nutzte das und holte sich die sechste Ecke (48.). Wieder war Reynolds mit dem Handschuh zur Stelle. Hauke kam dann zurück (49.), aber immer noch Unterzahl. Als Yamada erneut in einer zweifelhaften Situation gegen Deutschland Ecke pfiff, nahm nun das DHB-Team den Videobeweis, bekam aber auch kein Recht und verlor das Anrufungsrecht. Immerhin rettete Reynolds einmal mehr mit einer sensationellen Schlägerparade. Dem DHB-Team blieben nun noch zehn Minuten und es konnte sich auf seine Keeperin verlassen, die es ein ums andere Mal im Spiel hielt.
Neun Minuten vor Schluss war Altenburg dann auch zurück. Und erneut rettete Reynolds grandios gegen Nelson. Oldhafer hätte dann das 2:2 machen müssen, als Teschke den Ball ihr in die Mitte legte, aber sie das Tor nicht traf. Danach großartige Dreifachchance, als Ashley Wells gegen Hauke, Teschke und Oldhafer brillant rettete. Es brannte nun lichterloh im Kreis des Vizeweltmeisters. Hoffmann und Haase scheiterten an Wells. Aber das Powerplay hielt an. Müller war fast durch, wurde gerade noch abgefangen. Australien nun oft nur noch mit Befreiungsbällen.
Reynolds wurde nun heruntergenommen, um mit Hasselmann als playing Keeper in Überzahl noch etwas zu erreichen. Wells rettete gegen Pieper, aber auf Kosten einer Ecke. Leider misslang diese völlig. Im Konter sah Hasselmann Gelb von Yamada – ohne ersichtlichen Grund, wie man beim DHB-Team fand. Damit nun auch in Unterzahl in der Schlussphase. Doch auch so wieder eine deutsche Chance, die dieses Mal Presenqui abpfiff. Und dann war es die bislang so gute Wells, die 49 Sekunden vor Ende nicht gut klärte, als eine Flanke von rechts bis vor Tor kam, so dass Altenburg, die neben ihr lauerte, doch noch den Ausgleich schaffte.
Nun musste das Penaltyschießen entscheiden. Die kleine Sensation hatte das Mülders-Team so schon geschafft mit einer unglaublichen Leistung im Schlussviertel!
Penaltyschießen:
Australiens Star Madonna Blyth lief zuerst an. Sie verlud Reynolds clever und traf.
Julia Müller machte es aber mit einem präzisen Schuss vom Kreisrand zum 1:1.
Nascawan scheiterte an Reynolds, aber Presenqui gab Siebenmeter. Im Videobeweis gab es keine Gegenentscheidung. Doch der Siebenmeter ging an die Latte.
Aber auch Mävers konnte nicht treffen. Sie scheiterte an Rachael Lynch, die für Wells für das Penaltyschießen eingewechselt worden war.
Kirstin Dwyer scheiterte aber auch an der großartig verkürzenden Reynolds.
Lisa Altenburg gab Deutschland die Führung aus ganz spitzem Winkel zum 2:1.
Und Reynolds hielt nun auch gegen Mariah Williams großartig.
Jana Teschke nun mit dem ersten Matchball. Und sie traf auch, aber Australien nahm den Videobeweis, weil die Zeit abgelaufen sein sollte. Sie bekamen Recht. Das Tor galt nicht.
Aber so wurde erneut Reynolds zur Heldin, weil sie auch gegen Kenny hielt und ihr Team damit in das Halbfinale brachte.
Tore:
1:0 Georgia Nanscawen (5.)
2:0 Kathryn Slattery (KE, 25.)
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2:1 Lisa Altenburg (44.)
2:2 Lisa Altenburg (60.)
Strafecken:
AUS 7 (1 Tor) / GER 1 (kein Tor)
Grüne Karten:
Georgina Morgan (17.) / Anne Schröder (10.), Eileen Hoffmann (26.)
Gelbe Karten:
Hauke (42.), Altenburg (46.), Hasselmann (58.)
Schiedsrichter:
Emi Yamada (JAP) / Irene Presenqui (ARG)
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