Deutsche Herren verpassen EM-Titel und historisches Triple
Sonntag, 30. August, EM in Amsterdam, Herren-Finale: England - Deutschland 5:3 (2:3)
Die deutschen Herren haben das Finale der Europameisterschaft von Amsterdam mit 3:5 (3:2) gegen England verloren. Die Mannschaft von Bundestrainer Markus Weise knüpfte nach schwächerem Beginn an die starke Leistung aus dem Halbfinale gegen Spanien an, drehte 0:1- und 1:2-Rückstände durch Tore von Christopher Zeller (2) und Jan Marco Montag in eine eigene 3:2-Halbzeitführung und hatte es auf dem Schläger, die Partie vorzeitig zu ihren Gunsten zu entscheiden. Doch Pech im Abschluss bei den Deutschen und die Standard-Stärke der Engländer ließen die Partie noch ein drittes mal kippen – dieses Mal zu Gunsten der Mannschaft von Jason Lee, die drei Jahre vor Olympia 2012 in London damit ein erstes großes Ausrufezeichen setzen konnte.
Bundestrainer Markus Weise: „Wir haben heute gegen das beste Team dieses Turniers verloren. Das Endspiel spiegelt unsere Leistung in diesem Turnier wieder – wir sind noch ein gutes Stück entfernt von dem hohen Maß an Konstanz, welches England hier gezeigt hat – und das hat einfach mal den Unterschied ausgemacht. Nach dem 3:2 haben wir den Zeitpunkt verpasst, aggressiver auf das 4:2 zu spielen – das ist aber normal für den Reifegrad dieses jungen Teams. Positiv war, dass die Jungs bei Rückständen nicht zusammenfallen, sondern weiter reagieren können. Selbst nach dem 3:5 hatten wir ja noch die Chancen, das Spiel zu drehen.“
Max Müller: „Drei Ecken in 70 Minuten zuzulassen, ist okay. Daraus drei Tore zu fangen, ist natürlich nicht okay. Aber die waren auch extrem gut und hart geschossen. An so etwas können und müssen wir noch arbeiten.“
Die Engländer bewiesen in der Anfangszeit dieses Finales, warum sie in der deutschen Gruppe Vorrundensieger waren und auch im Halbfinale verdient gegen die Niederlande gewannen. Vor allem mit schnellen Angriffen durch die Mitte über Jungstar Ashley Jackson und Spielmacher Barry Middleton sorgten sie für Gefahr im deutschen Kreis. Max Weinhold stand viel mehr im Brennpunkt, als er sich das sicher gewünscht hätte. In der 9. Minute versenkte Jackson, der eine überragende EM in Amsterdam spielte, gleich die erste Ecke halbhoch links zum 1:0.
Doch das Weise-Team hatte genau die richtige Antwort parat. Es war Christopher Zeller, der n diesem Finale seine beste Turnierleistung abrief, der per Flachschlenzer nur zwei Minuten später auch die erste deutsche Ecke rechts unten versenkte. Zuvor bereits in der Entstehung der Ecke hätte es klingeln können. Doch der Ausgleich gab noch nicht die nötige Sicherheit für das deutsche Spiel. Ein Abspielfehler von Christoph Menke ließ die Engländer in der 14. Minute über links kontern. Barry Middleton schlug mit der Rückhand von links den Ball aus ganz spitzem Winkel vor Tor – und sehr unglücklich aus deutscher Sicht, fand die gar nicht hart geschlagene Kugel den Weg durch drei Deutsche hindurch ins Tor.
Nun begann die beste Phase der Briten, die davon profitierten, dass die DHB-Auswahl individuelle Fehler machte. Mehrfach brannte es lichterloh im deutschen Kreis. Weinhold hatte Gelegenheit, seine ganze Klasse zu zeigen. Dann aber befreite sich das deutsche Team doch wieder mehr und mehr vom Druck der Engländer. Logische Konsequenz war das 2:2 durch Zellers zweite starke Ecke in der 27. Minute. Und weil die DHB-Auswahl stark weiter machte, geriet nun die englische Abwehr schwer unter Druck.
Ein Geniestreich von Christopher Zeller leitete schließlich das 3:2 ein, als der Olympiasieger an der Mittellinie einen Freischlag blitzschnell ausführte, bis in die Spitze zu Jan Marco Montag durch schlug und dieser per Stecher James Fair überwand. Die Führung zur Pause brachte Selbstsicherheit. Die Deutschen hatten deutlich mehr von der Auftaktphase der zweiten Hälfte, kontrollierten die Begegnung, ohne allerdings die Führung ausbauen zu können. Unter anderem war es James Fair im englischen Tor, der zum Beispiel gegen eine weitere Zeller-Ecke sein Team im Spiel hielt.
Die Partie blieb auf ganz hohem Niveau und Tempo. England konnte das deutsche Pressing unbeschadet überstehen und nach knapp 20 Minuten per Strafecke zum 3:3 durch Richard Mantell ausgleichen. Und zum Pech für die deutsche Mannschaft wurden die Chancen vorn nicht verwertet, während England bei den Ecken zu 100 Prozent traf. Mantell legte – nur vier Minuten später – die nächste Ecke an genau die gleiche Stelle links unten ans deutsche Brett zum 3:4.
Die Chancen zum Ausgleich waren in großem Maß da. So wurde die nächste deutsche Ecke, die auf Wesley zum Stecher gespielt wurde, von Fair noch mit einem Sensationsreflex an die Latte gelenkt. Deutschland drückte weiter. Bei der nächsten Ecke wurde Christopher Zeller nach der etwas zu hohem Ausführung heftig gefoult – ohne Konsequenzen für den bereits verwarnten Richard Alexander… Matthias Witthaus hatte dann als nächster das 4:4 auf dem Schläger, traf aber von links das kurze Eck nicht. Im Gegenkonter foulte Benjamin Weß einen frei auf Weinhold zulaufenden Stürmer von hinten.
Jackson, der nach Behandlungspause zurück auf dem Feld war, verwandelte den fälligen Siebenmeter sicher rechts oben zum entscheidenden 5:3. Da Weß sich für ein Tackle drei Minuten vor Ende auch noch eine Zeitstrafe einfing, musste das deutsche Team in Unterzahl die letzten Minuten überstehen, konnte nicht mehr entscheidend aufholen.
Nicht eingesetzt wurden dieses Mal Ersatzkeeper Tim Jessulat und Jan-Philipp Rabente.
Tore:
1:0 Ashley Jackson (KE, 9.)
1:1 Christopher Zeller (KE 11.)
2:1 Barry Middleton (15.)
2:2 Christopher Zeller (KE, 27.)
2:3 Jan Marco Montag (32.)
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3:3 Richard Mantell (KE, 54.)
4:3 Richard Mantell (KE, 58.)
5:3 Ashley Jackson (7m, 63.)
Strafecken:
ENG 3 (3 Tore) / GER 6 (2 Tore)
Siebenmeter:
ENG 1 (1 Tor) / GER –
Gelbe Karten:
ENG - / GER 1 (B. Weß, 68.)
Schiedsrichter:
Tim Pullman (AUS) / John Wright (RSA)
Deutsche Torschützen bei der EM in Amsterdam:
Schütze Treffer aktuell
1. Christopher Zeller 6 2
2. Moritz Fürste 3 -
3. Oskar Deecke 1 -
3. Christoph Menke 1 -
3. Jan Marco Montag 1 1
3. Christopher Wesley 1 -
3. Benjamin Weß 1 -
3. Philipp Zeller 1 -
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