Damen: Zittern wegen Sonder-Qualifikationsregel, Jubel über Sieg der Argentinierinnen
Sonntag, 19. Juli, in Sydney: Niederlande – Deutschland 5:2 (5:2)
Deutschlands Hockeydamen haben im Platzierungsspiel der Champions Trophy von Sydney am Sonntag eine deutliche Niederlage gegen Weltmeister und Olympiasieger Niederlande kassiert. Individuelle Fehler in der ersten Hälfte führten zu einer schnellen 4:0-Führung der Favoritinnen. Die deutsche Mannschaft kam vor der Pause dann gut auf und verkürzte noch einmal auf 1:4 und 2:5 durch Eileen Hoffmann und Natascha Keller. Doch trotz zum Teil drückender Überlegenheit in der zweiten Hälfte blieb es bei diesem Dämpfer vor der Europameisterschaft in Amsterdam (22. bis 30. August). Eine Sonder-Qualifikationsregel ließ am Ende das australische Team und Tausende australische Fans im Stadion in Trauer verfallen und beim 4:3-Erfolg der Argentinierinnen im Finale große Erleichterung beim deutschen Team aufkommen, denn letztlich ist somit Deutschland als Olympia-Vierter von Peking anstelle des Olympia-Fünften Australien für die Trophy in Nottingham 2010 qualifiziert. Australien hätte über den Status als Trophy-Titelverteidiger Deutschland verdrängen können.
Während des Finales begann dann das große Zittern. Der Weltverband wies nämlich am Samstag auf einen Sonder-Qualifikationsmodus in Jahren zwischen zwei großen Turnieren (Olympische Spiele und WM) hin. Demnach qualifizieren sich für Nottingham 2010 England als Gastgeber, die Niederlande als Olympiasieger, der Trophy-Titelverteidiger, der Champions Challenge-Sieger 2009 sowie die nächsten zwei Bestplatzierten der Olympischen Spiele von Peking. Das bedeutete für das deutsche Team, dass unbedingt Argentinien als Bronzemedaillengewinner von Peking auch die Trophy gewinnen musste, damit Deutschland als Olympia-Vierter gemeinsam mit Silbermedaillengewinner China noch zur Trophy nach England würde reisen können.
Zuvor war man von der normalen Abstiegsregelung ausgegangen, dass der Trophy-Letzte (in diesem Fall China trotz des heutigen 7:0 über den nächstjährigen Trophy-Gastgeber England im Platzierungsspiel) durch den Champions Challenge-Gewinner ersetzt werden würde. Ebenso zitterten die Australierinnen und Tausende von Fans im Stadion, denn nur der Sieg im Finale hätte den Titelverteidiger-Platz im nächstjährigen Turnier in Nottingham gesichert – sonst wäre der Olympia-Fünfte trotz Finalteilnahme draußen. Und das Finale ging beim Spielstand von 0:0 bis über die Verlängerung ins Siebenmeterschießen. Und da verwandelte Luciana Aymar den letzten und entscheidenden Siebenmeter zum 4:3 für Argentinien – und schoss damit auch das deutsche Team zur Champions Trophy 2010 nach Nottingham!
Spielbericht:
„Wir hatten die Devise ausgegeben, dass dies kein Champions Trophy und auch kein EM-Vorbereitungsmatch mehr ist, sondern dass wir Holland mal wieder schlagen wollten. Das ist natürlich bei dem Ergebnis gründlich in die Hose gegangen“, resümierte Co-Trainer Kais Al Saadi. „Wir haben allerdings heute auch etwas ausprobiert und offensiver gespielt. Schaut man auf die Entstehung der Tore, die nahezu allesamt durch Verstopper passiert sind, bei denen die Bälle den Gegner quasi in den Lauf gesprungen sind, dann hat das allerdings mit Taktik nicht viel zu tun. Was positiv war, war die Art wie die Mannschaft sich zurückgekämpft hat. In den ersten 20 Minuten der zweiten Hälfte haben wir die Holländerinnen nahezu an die Wand gespielt. Da kamen die hinten kaum noch raus. Daran müssen wir bei der EM dann anknüpfen.“
In der neunten Minute verlor die deutsche Mannschaft einen Ball unglücklich im Aufbau. Die Kugel sprang den Holländerinnen genau vor die Füße, wurde zu Ellen Hoog nach vorn gespielt, die mit einem hohen Schlag über Torhüterin Yvonne Franks Kopf hinweg zum 1:0 traf. Ähnliches Pech beim 0:2, als in der Abwehr ein hoher Schlenzball verstoppt wurde. Daraus entstand eine Strafecke, bei der Nina Hasselmann auf der Linie Martje Paumens Schlenzer nur mit dem Körper abwehren konnte. Die holländische Standardspezialistin versenkte den fälligen Siebenmeter sicher.
Auch bei Marilyn Agliottis 3:0 war ein deutscher Schläger beteiligt, als Spielmacherin Janneke Schopmann vom eigenen Kreis einen langen Ball versuchte. Der wurde so unglücklich angefälscht, dass er durch die Verteidigungsreihen direkt zur freistehenden ehemaligen Südafrikanerin lief, die dann Frank überwand. Nur drei Minuten später war wieder Agliotti zur Stelle. Yvonne Frank parierte noch einen Schuss von Hoog, aber die beste Schützin der EM 2007 stand frei am kurzen Pfosten und verwertete den Abpraller. Dann gab es erstmals Grund zum leichten Aufatmen auf der deutschen Bank, als Lydia Haase mit der argentinischen Rückhand in den Kreis schlug und Hoffmann die Kugel als Stecher im gegnerischen Tor unterbringen konnte.
Doch kurz darauf konnte Hasselmann erneut einen Paumen-Schlenzer bei Strafecke nur mit dem Körper auf der Linie halten. Wiederum traf die Niederländerin per Siebenmeter zum 5:1. Doch die Torflut in dieser Halbzeit war noch nicht zu Ende. Als eine Minute vor Abpfiff Jennifer Plass und Eileen Hoffmann nicht an Torfrau Engels vorbei kamen, verwertete Natascha Keller den zweiten Rebound mit einer Energieleistung.
„Wir haben die Mannschaft in der Pause noch einmal versucht aufzurütteln, und es ist wirklich toll, wie sie sich in der zweiten Halbzeit hier präsentiert hat“, so Al Saadi. Die Holländerinnen wurden hinten regelrecht eingeschnürt. Und es gab auch etliche Chancen per Strafecke und aus dem Spiel heraus, doch die Kugel wollte einfach nicht noch einmal über die Linie. In der Schluss-Viertelstunde befreiten sich die Niederländerinnen wieder etwas vom Druck der Deutschen und konnten auch selbst mal wieder Offensivaktionen setzen. Aber beiden Teams gelang keine Resultatsveränderung mehr.
Tore:
1:0 Ellen Hoog (9.)
2:0 Martje Paumen (7m, 14.)
3:0 Marilyn Agliotti (22.)
4:0 Marilyn Agliotti (25.)
4:1 Eileen Hoffmann (27.)
5:1 Martje Paumen (7m, 29.)
5:2 Natascha Keller (34.)
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Strafecken:
NED 5 (-) / GER 5 (-)
Siebenmeter:
NED 2 (2 Tore) / GER -
Schiedsrichter:
Lisa Roach (AUS) / Julie Ashton-Lucy (AUS)
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