29.11.2009 - Das Jubiläum von Weltmeister und Olympiasieger Matthias Witthaus, der als siebter Aktiver in der 100-jährigen DHB-Geschichte die Marke von 300 Länderspielen durchbrach, wurde im zweiten Vorrundenspiel bei der Champions Trophy in Melbourne nicht von Erfolg gekrönt. Auch ein Tor des Jubilars reichte nicht - Südkorea drehte eine 2:1-Führung der Deutschen innerhalb von nicht einmal 15 Minuten in ein 2:5. Auch Jan Marco Montags zweiter Eckentreffer kurz vor Schluss änderte, 24 Stunden nach dem Auftaktsieg gegen Europameister England, an der Niederlage nichts mehr.
Markus Weise: „Das Ergebnis ist nicht unverdient, weil wir in der zweiten Hälfte nicht die Mittel gefunden haben, die koreanischen Konter zu unterbinden. Die Niederlage ist keine Katastrophe, sondern kommt vielleicht zum genau richtigen Zeitpunkt, damit wir aufgezeigt bekommen, wo noch Steigerungen nötig sind. Es lag nicht am Einsatz der Mannschaft, die hat viel investiert und gekämpft, sondern an taktischen Dingen in der Kontersicherung. Das kann man abstellen.“
Unter anderem spielte die deutsche Mannschaft in diesem zweiten Trophyspiel auf der Torwartposition mit Tim Jessulat statt Max Weinhold. Neben dem Stammkeeper setzte Youngster Florian Fuchs aus. Zudem durfte Benjamin Weß nicht eingesetzt werden, weil der Turnierdirektor festgestellt hatte, dass die Ein-Spiele-Sperre des Kölners aus dem Olympischen Finale von Peking 2008 (Stock-Vergehen) noch gültig war. Weß hatte zwar bereits beim BDO Hamburg Masters 2008 das erste Match ausgesetzt, aber die Sperre war für ein so genanntes „World-Level-Event“ verfügt worden, zu dem das Vier-Nationen-Turnier in Hamburg nicht zählt. Die DHB-Auswahl konnte in dieser Partie daher nur 14 Feldspieler und einen Keeper einsetzen.
Den Koreanern gehörte die Eröffnungsphase der Partie. Das schnelle 1:0 durch You, das allerdings auch noch durch einen Verteidigerschläger unhaltbar für Jessulat zum 0:1 abgefälscht wurde, brachte den Asiaten einen zusätzlichen Schub. Dennoch hatte die DHB-Auswahl bald den Ausgleich auf dem Schläger. Bei Montags erster Strafecke rettete der ohnehin brillant haltende Myung Ho Lee gleich dreifach – auch noch gegen zwei Nachschüsse. Auf der anderen Seite konnte sich Jessulat auch bereits zwei, dreimal auszeichnen, ehe die Weise-Mannschaft nach einer Viertelstunde besser die Kontrolle über das Spiel bekam.
Es dauerte allerdings bis zur 32. Minute, ehe Witthaus mit einem Sensationstor sein 300. Länderspiel krönte. Nach einem Solo über die rechte Grundlinie traf der zurzeit in Barcelona spielende 27-Jährige in den oberen linken Winkel wo der Ball vom inneren Lattenkreuz den Weg ins Tor fand. Zur Pause war dies der Verdiente Ausgleich, da die deutschen 20 Minuten lang zum Teil heftig gepresst hatten, Korea allerdings durch Konter immer gefährlich blieb.
In der zweiten Hälfte sah dann alles erst einmal nach einem deutschen Sieg aus, denn Jan Marco Montag traf in Überzahl per Strafecke schon bald zum 2:1, als Seung Il Lee wegen absichtlichen Fußspiels im eigenen Viertel auf der Strafbank saß. Auch danach pressten die Deutschen stark – Korea hatte es Keeper Myung Ho Lee zu danken, dass es nicht schon bald höher für den Weltmeister und Olympiasieger stand.
Doch dann kam das, was Bundestrainer Markus Weise später eine „Lehrstunde im Konterspiel“ bezeichnete. Die Koreaner durchbrachen ein ums andere Mal das deutsche Pressing und waren nun auch im Abschluss von mehr Glück gesegnet. Seo überwand Jessulat in der 52. Minute zum zu dem Zeitpunkt sicher etwas überraschenden 2:2. Das 3:2 für die Asiaten fiel durch eine unhaltbar geschossene Ecke von Spezialist Nam nur fünf Minuten später.
Die Deutschen setzten offensiv nun noch mehr ein, waren aber nicht in der Lage, die koreanischen Konter zu unterbinden. So konnte sich Jessulat in der 63. Minute, als ein Stürmer völlig allein vor ihm auftauchte, nur mit einem Foul behelfen. „Das wäre sonst ein sicheres Tor gewesen – da kann man Tim nichts vorwerfen“, erinnerte sich Teammanager Jochen Heimpel. Den fälligen Siebenmeter verwandelte Nam Yong Lee zum 4:2. Und kurz nach Wideranstoß war es zum zweiten Mal Seo, der die nun sichtlich konsternierten Deutschen mit dem 2:5 bestrafte.
Immerhin konnte Jan Marco Montag in der Schlussminute noch das 3:5 folgen lassen – sein inzwischen bereits dritter Strafeckentreffer bei diesem Turnier. Am Dienstag folgt für das DHB-Team nun der Vergleich mit Spanien, das nach dem 3:3 im letzten Match des Tages gegen England bislang erst einen Punkt auf dem Konto hat. Im zweiten Spiel des Tages setzte es für Vize-Europameister Niederlande eine in der Höhe wohl noch nie da gewesene 2:7-Niederlage gegen Australien. „Die spielen hier vor eigenem Publikum Hockey von einem anderen Stern“, so Heimpel.
Tore:
1:0 Hyo Sik You (4.)
1:1 Matthias Witthaus (32.)
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1:2 Jan Marco Montag (KE, 38.)
2:2 Jong Ho Seo (52.)
3:2 Hyun Woo Nam (KE, 57.)
4:2 Nam Yong Lee (7m, 63.)
5:2 Jong Ho Seo (64.)
5:3 Jan Marco Montag (KE, 70.)
Strafecken:
KOR 2 (1 Tor) / GER 3 (2 Tore)
Siebenmeter:
KOR 1 (1 Tor) / GER -
Gelbe Karten:
KOR 1 (Seung Il Lee, 38.)
Schiedsrichter:
Raghu Prasad (IND) / David Gentles (AUS)
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