DHB-Herren fliegen Freitag zur Olympia-Quali
Markus Weise: „Wenn wir uns am Riemen gerissen haben, haben wir immer das Ergebnis bekommen, das wir haben wollten!“
28.05.2015 - Der deutsche Herrenkader macht sich am morgigen Freitag, 29. Mai, auf den Weg Richtung Buenos Aires, wo vom 3. bis 14. Juni die Olympia-Qualifikation für Rio 2016 im Rahmen der World League stattfindet. Das DHB-Team trifft dort in der Vorrunde auf Gastgeber Argentinien, Spanien, Österreich und Kanada. Richtig ernst aber wird es im Viertelfinale, wenn die ersten Vier beider Vorrundengruppen überkreuz in einem Play-off-Spiel aufeinander treffen, das über das Ticket für Rio entscheidet. Bundestrainer Markus Weise dazu im Interview:
Herr Weise, die Ergebnisse in der Vorbereitung waren sehr wechselhaft. Heißt das, es ist nicht ganz klar, wo das Team zurzeit leistungsmäßig steht?
Markus Weise: „Das stimmt, wenn man sich die Ergebnisse anschaut. Aber man muss auch die Spiele dazu betrachten. Es war für die Jungs jetzt eine ganz harte Phase, denn sie hatten eigentlich nie Pause. Das hat dazu geführt, dass, wenn der Wille nicht so da war, wir auch mal ein schlechteres Spiel abgeliefert haben. Aber wenn wir uns am Riemen gerissen haben, dann bekamen wir eigentlich auch immer die Ergebnisse, die wir haben wollten. Das muss ich den Jungs anrechnen. Es gab diese Mal keinen Ausfall-Lehrgang wie im vergangenen Jahr, wo man aufgrund der Gesamtbelastungen nur Regeneration machen konnte. Ein starkes Match hatten wir in jedem Lehrgang immer dabei!“
Sie haben vor zwei Jahren schon kritisiert, dass es durch die Viertelfinal-Einführung bei den FIH-Turnieren für einen gesamten Olympia-Zyklus letztlich auf dieses eine einzige Spiel ankommt. Wie gehen Sie und Ihr Team damit um?
Markus Weise: „Letztlich wollen wir nicht nur dieses Viertelfinale gewinnen, sondern das gesamte Turnier. Das ist unser erklärtes Ziel! Aber es stimmt natürlich: Wer das Viertelfinale gewinnt, ist für Rio so gut wie durch! Deshalb aber den Rest des Turniers einfach laufen zu lassen, kommt für uns nicht in Frage. Man muss Turniere so annehmen, wie sie nun mal sind!“
Ihr Team hat bei der Champions Trophy von diesem Modus profitiert, ist nach dem vierten Platz in der Vorrunde noch Turniersieger geworden. Kann man daraus etwas ziehen?
Markus Weise: „Auf jeden Fall! Wir sind bei der Trophy etwas unglücklich Letzter in der Vorrunde geworden, haben aber dann den Hebel umlegen können. Das hat uns gezeigt, dass durch diesen Modus vieles möglich ist, egal wo man in der Gruppenphase landet. England hatte in der Vorrunde fast alles gewonnen und wurde dann durchgereicht. Das war für unsere Mannschaft eine Lektion, die sie vielleicht mal gut gebrauchen kann, wenn sie sich noch einmal in ähnlicher Situation befinden sollte.“
Spekuliert man denn vor dem Turnier, wer eventuell Gegner in diesem schicksalhaften Viertelfinale sein könnte?
Markus Weise: „Das ist aus meiner Sicht gar nicht möglich! Man braucht ja bloß mal auf die Gruppenkonstellationen zu schauen, um zu erkennen, dass da extrem viele Varianten der Play-off-Zusammensetzung denkbar wären. In unserer Gruppe sehe ich Argentinien mit dem Heimvorteil und ihrer unangenehmen Art zu spielen als schwersten Gegner, dann die Spanier. Österreich und Kanada sind von der Papierform nicht so weit oben anzusiedeln, könnten also die beiden Teams sein, die sich in unserer Gruppe um den vierten Platz streiten. In der anderen Gruppe sind die Niederländer für mich Top-Favorit. Dann kommen Neuseeland und Korea. Aber auch die Japaner halte ich für so stark, dass sie die beiden Teams schlagen könnten. Ägypten ist für mich gar nicht einzuschätzen, aber wird wohl eher das Team sein, welches es nicht in die Play-offs schafft.“
Jetzt müssen Sie nach Argentinien, während der Rest hier in Spanien und Belgien seine Olympia-Qualifikation bestreitet. Hätten Sie auch lieber in Europa gespielt?
Markus Weise: „Wenn man den Reiseaufwand betrachtet, wäre es sicher angenehmer gewesen, in Antwerpen spielen zu müssen. Aber wir sehen das eigentlich eher positiv, denn mit den Herren ist es nun schon ewig her, dass wir mal in Südamerika ein Turnier zu bestreiten hatten. Und insofern ist es schön, da mal wieder hinzukommen!“
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