Danas besiegen "Fluch von Bisham"

Es sind wieder viele Wochen und damit auch etliche Lehrgangstage ins Land gezogen seit meinem letzten Bericht. In der Zwischenzeit sind unsere dreitägigen Hamburg Lehrgänge angelaufen, wir haben in Mannheim mit den U16-Jungs trainiert und wir waren für zwei Länderspiele gegen Holland in Arnheim. Und - nicht zu vergessen - haben wir leider mittlerweile unsere hart erarbeitete Argentinien-Bräune wieder verloren und fiebern somit dem Sommer entgegen.

Nun sind wir für 5 Tage in England und von Sommer ist hier leider wenig zu spüren. Eher typisches Aprilwetter oder typisch englisches Wetter. Suchen Sie es sich aus. Regenschauer und Sonne wechseln sich ab. Bei Regen kommen alle Schichten, die das adidas-Repertoire so zu bieten hat (ganz neu im Trend: die Regenhose) zum Einsatz, bei Sonne reicht ein eher kurzes Outfit. So kommt wenigstens alles mal zur Geltung. Auch Teile unseres neuen GANT-Outfits. Wir flogen nämlich "in GANT".

Wohnen tun wir in Bisham Abbey, einem Vorort von London. Hier gibt es eigentlich nichts außer einer Schlafmöglichkeit, einem Hockeyplatz und Kraftraum direkt vor der Tür sowie ein nettes Örtchen, 20 Gehminuten entfernt (in den 20 Minuten ist allerdings mindenstens ein Regenschauer garantiert). Nicht mal Internet in den Zimmern haben wir. Das bedeutet im IPhone Zeitalter, dass viele 10 Minuten früher zum Essen erscheinen, um das Internet im Restaurant, in dem es übrigens nur gesundes Essen gibt, zu nutzen und Nachrichten in die Heimat zu senden.

Wie ist man bloß früher ohne Internet ausgekommen. Ich weiß, vermutlich sehr gut. Dass wir hier sind, hat zwei wesentliche Gründe. Mindestens. Der erste ist natürlich, dass wir im Gastgeberland der Olympischen Spiele trainieren und gegen die Heimmannschaft Duelle spielen wollen. Der zweite Grund ist, dass wir hier einen Fluch besiegen mussten! Denn vor zwei Jahren begann eine furchterregende Negativserie gegen die englische Mannschaft an gleichem Ort und gleicher Stelle.

Wir verloren nach langer Zeit häufig deutlicher, manchmal auch knapper bis sehr knapper Siege gegen England in Bisham Abbey im April 2010 alle drei Vergleiche. Seit sage und schreibe dieser schwarzen Serie ist es uns nicht mehr gelungen, die Engländer zu schlagen. Nicht mal ein Unentschieden konnten wir erspielen, viele bittere Niederlagen mussten wir einstecken und so sprechen nicht wenige von dem "Fluch von Bisham". Und wenn Sie wüssten, wie genau es hier aussieht, dann sind Sie mit mir einer Meinung, dass dieser Ort etwas Mystisches an sich hat.

Viele fühlen sich hier wie in Hogwarts (nur für die 1,8% unter Ihnen, die das nicht wissen und somit nichts zu Joanne K. Rowlings Vermögen beigetragen haben: Hogwarts ist die Schule und das Zauberschloss von Harry Potter). Es ist anscheinend ein ungeschriebenes Gesetz, dass Flüche an dem Ort des Entstehens gebrochen werden müssen! Und das haben wir direkt im ersten Duell erledigt. Auch wenn nicht alles glänzend verlief, so haben wir mit 4:3 gewonnen und den Bann gebrochen.

Bei unserem zweiten Vergleich konnten wir uns also vermehrt auf Grund eins und natürlich den wahren Grund unserer Reise konzentrieren, denn an Märchen a la Harry Potter glauben vielleicht doch nicht alle uneingeschränkt. Wir wollen gegen eine starke britische Gastgebermannschaft testen und durften hierfür sogar als erste Mannschaft auf dem Olympiagelände und den blau-pinken Hockeyplatz ein Spiel austragen und gratis allererste, noch sehr verstaubte, weil baustellenartige olympische Dorfluft schnuppern.

Irgendwie unglücklich, weil erst kurz vor Ende den Ausgleich kassierend, trennten wir uns 2:2 und treten morgen zum letzten Vergleich in Bisham Abbey zu morgendlicher Stunde an und wollen die Serie gewinnen! Es ist gut zu wissen, dass wir die Engländer schlagen können. Die Neugierde auf die Olympischen Spiele steigt durch die Dorfluft nochmal immens und gibt uns viel Kraft und Energie für die lange und harte Vorbereitung. Nun gibt es gleich Essen. Natürlich etwas Gesundes. Und raten Sie mal, wann. Richtig. In genau 10 Minuten.

Guten Hunger und herzliche Grüße aus London