NIEDERLANDE
Schwere Mission zurück aufs oberste Treppchen
Bei den Niederländern ist für den Auftritt beim BDO Hamburg Masters 2010 die ganze Aufmerksamkeit auf den neuen Trainer gerichtet. Erst vor wenigen Wochen hat Paul van Ass die Mannschaft übernommen, nachdem Michel van den Heuvel nach dem dritten Platz bei der Weltmeisterschaft im März in Neu Delhi seinen Rücktritt erklärt hatte. Van Ass gilt als Förderer von jungen Talenten. Unter seiner Führung gelangte die niederländische U21-Nationalmannschaft im vergangenen Jahr bei der Weltmeisterschaft in Malaysia und Singapur bis ins Finale, wo sie gegen die deutschen Junioren verloren.
Zuletzt trainierte van Ass den holländischen Erstligisten HGC Wassenaar, der in den Play-offs im Juni am späteren Meister HC Bloemendaal scheiterte. Dass der neue Bondscoach die überfällige Verjüngung des Nationalteams Ernst meint, zeigt der Kader, den er für das Masters in Hamburg, für seinen ersten internationalen Turnierauftritt mit dem A-Nationalteam angemeldet hat. Es ist wahrscheinlich die jüngste „Elftal“, die der KNHB jemals auf ein Turnier geschickt hat.
Mit Rogier Hofman (23), Jeroen Hertzberger (24) und Ebi Kessing (26) führen drei „Routiniers“ das Team an, die zusammen nicht ansatzweise auf so viele Länderspieleinsätze kommen, wie Teun de Nooijer (knapp 425 Spiele) – die Lichtgestalt des holländischen Hockeys der letzten 15 Jahren, dessen Namen man im Kader vergeblich sucht. Ob der neue Trainer in Zukunft ausschließlich auf den Nachwuchs setzt oder Leistungsträgern wie de Nooijer nach der anstrengenden Saison mit früher WM in Indien und aufreibendem Meisterschaftsfinale mit Bloemendaal nur eine Erholungspause gibt, wird er sicherlich in Hamburg verraten.
Ganz ohne erfahrene Eckpfeiler wird es wohl nicht gehen. Und immerhin fehlen mit Taeke Taekema, Ronald Brouwer, Rob Reckers, Robert van der Horst, Floris Evers oder Wouter Jolie auch noch andere bisherige Leistungsträger im Aufgebot, die mit knapp 30 Jahren oder jünger noch längst nicht zum Alten Eisen gehören. Doch das niederländische Herrenhockey lechzt schon seit Jahren nach einem großen internationalen Titel.
Seit dem Olympiasieg 2000 im Siebenmeterschießen gegen Südkorea ist der erfolgsverwöhnten Hockeynation auf männlicher Seite der Sprung ganz nach oben auf das Treppchen verwehrt geblieben – und dass, obwohl die Mannschaft nahezu bei jedem Turnier auch absolut zu Recht zu den Top-Favoriten gehörte. Doch während in den meisten anderen Nationen eine WM-Bronzemedaille von Neu Delhi und ein 4. Platz von Olympia in Peking große Erfolge wären, wird dies in den Niederlanden anders bewertet.
Mit Paul van Ass sollen die goldenen Zeiten der 90er Jahre wiederkehren, als die Oranjes in Utrecht 1998 Weltmeister wurden und 1996 und 2000 auch bei Olympia auf der obersten Stufe des Podiums standen. Es ist fraglos ein großer Anspruch und eine schwere Mission, denn die Konkurrenz im Welthockey ist bei den Herren deutlich härter und dichter als im Frauenhockey, wo die Niederlande derzeit mit der A-Nationalmannschaft Weltmeister und Olympiasieger und auch mit den Juniorinnen Weltmeister ist.
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