Fanny Rinne: „Die Spielfreude ist riesengroß!“
Die Kapitänin hat sich nach überstandener Krankheit wieder heran gekämpft
27.08.2010 - Für die deutsche Mannschafts-Kapitänin Fanny Rinne war die WM im Juni in ganz weite Ferne gerückt. Die Olympiasiegerin von 2004 fand sich nach einer verschleppten Entzündung plötzlich sogar im Krankenhaus wieder. Dass sie es kurz vor Antritt der Reise nach Argentinien nun doch noch ins Team geschafft hatte, erfüllt die 30-Jährige mit großer Freude: „Ich hätte selbst nicht gedacht, dass ich so schnell wieder den Anschluss finde. Am Anfang war einfach klar, dass die Gesundheit vor gehen muss. Jetzt ist die Spielfreude riesig, vielleicht auch deshalb, weil ich nicht den ganzen Lehrgangstrott mitgemacht habe.“
Für die Spielmacherin des TSV Mannheim und der Nationalmannschaft war die schwere Erkrankung vor dem Weltturnier eine neue Situation. Noch nie hatte zuvor ihr Einsatz bei einem Championat aus Gesundheits- oder Verletzungsgründen in Frage gestanden. In nur drei Wochen brachte sie sich vor der WM wieder in Form. Am Donnerstag vor Abflug nach Rosario bestätigte ein Laktattest mit Herzecho-Überprüfung, dass die kreative Mittelfeldspielerin und Strafeckenspezialistin des Nationalteams körperlich wieder völlig in Ordnung ist.
Der Bundestrainer wird es ebenfalls mit großer Erleichterung aufgenommen haben, dass seine Mannschaftsführerin bei der WM an den Start gehen kann - nicht nur, weil dadurch die zuletzt zwar gute Strafecke von Tina Bachmann nun um eine extrem starke Schussvariante ergänzt wird, sondern auch, weil mit Anke Kühn (Schwangerschaft) ja bereits eine „Leitwölfin“ im deutschen Mittelfeld für den Jahreshöhepunkt in Südamerika absagen musste.
Beruflich hat es Rinne, die während Olympia in Peking noch Berufssoldatin war, und dadurch optimale Trainingsbedingungen hatte, inzwischen wiederum sehr gut getroffen. Bei der Stadtmarketing ihrer Heimatstadt Mannheim ist sie in Teilzeit angestellt. „Das hat sich zufällig ergeben, nachdem ich meinen heutigen Chef bei einer Veranstaltung kennen gelernt habe. Für mich ist der Job ideal, weil ich dadurch Beruf und Leistungssport unter einen Hut bringen kann. Wir haben für dieses Modell sogar schon einen Preis des Landessportbundes Baden-Württemberg gewonnen.“
Ob sie nach der Weltmeisterschaft noch bis London 2012 weiter machen wird und damit ihre vierten Olympischen Spiele anstrebt, steht noch nicht fest. Sie entscheide momentan von Jahr zu Jahr, so Rinne, gestrichen habe sie London aber gedanklich auch noch nicht. Erst einmal steht die Weltmeisterschaft absolut im Fokus für die Quadratestädterin, die als eine der besten Technikerinnen weltweit gilt. Den WM-Platz außerhalb Rosarios hat sie mit dem Team im März beim Lehrgang schon kennen gelernt: „Er ist nicht einfach zu spielen und im Vergleich zu dem Platz der Champions Trophy in Nottingham recht langsam.“
Die deutsche Mannschaft dürfe sich vor den aus Rinnes Sicht entscheidenden Matches gegen die Niederlande und Australien besser keinen Patzer leisten. Wenn das doch passiere – denn die DHB-Damen seien ein Team das immer mal irgendwo einen kleinen Hänger haben könne und manchmal sogar brauche, um wieder richtig in die Spur zu kommen – dann müsse halt eines der beiden Top-Teams geschlagen werden. Und gerade auf das Duell mit Holland freut sich die deutsche Kapitänin da. Den Weltranglisten-Ersten, Olympiasieger von 2008 und WM-Titelverteidiger zu ärgern – das würde der ehemaligen Hoofdklasse-Spielerin gut gefallen.
Favoriten sind für sie allerdings die Las Leonas, die argentinischen Gastgeberinnen. „Die wird diese WM im eigenen Land noch zusätzlich beflügeln. Zudem wird Luciana Aymar danach wohl aufhören – und die Argentinierinnen werden alles versuchen, um ihrem Superstar einen Titel zum Abschied zu ermöglichen.“ Gespannt ist Fanny zudem auf die Leistung der Engländerinnen, die im Zuge der Vorbereitungen auf London 2012 viel finanzielle Unterstützung in ihrer Heimat erhalten, zwar noch nicht konstant Spitzenleistungen vorweisen könnten, aber schon ein paar Mal auf sich aufmerksam gemacht haben.
„Auch wenn ich persönlich das schon kennenlernen durfte, wird der ungeheure Zuschauerzuspruch für das Damenhockey in Argentinien eine große Motivation für unsere Mannschaft sein – besonders die Jungen im Team wird das beeindrucken!“
Steckbrief:
Name: Rinne, Fanny
Nummer: 16
geboren: 15. April 1980
Position: Mittelfeld
Länderspiele: 283
Tore: 109
Club: TSV Mannheim Hockey
Vorherige Clubs: Berliner HC, HDM Den Haag, TSV Mannheim
Schulabschluss: Abitur
Studium: Magister Artium der Sportwissenschaften und Pädagogik
Job: Angestellte Stadtmarketing Mannheim,
Internationale Erfolge:
Olympiasiegerin 2004
Europameisterin 2007
Champions Trophy Siegerin 2006
Hallen-Weltmeisterin 2003
EM-Silber 2009, 2005
Nationale Erfolge:
Deutscher Hallenmeister 2010
Deutscher Hallen-Vizemeister 2002 und 2004
dreifacher Deutscher Jugendmeister
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