Lydia Haase: Führungsrolle in Zukunft als Anspruch an sich selbst
Stürmerin ist stolz, gemeinsam mit Schwester Mandy bei WM zu spielen
23.08.2010 - Auf den Mund gefallen ist Lydia Haase sicher nicht, doch bei dieser Weltmeisterschaft überlässt sie die Führungsrolle noch anderen, erfahreneren Spielerinnen. Das soll sich in Zukunft jedoch ändern. Dann ist die junge Mannheimerin durchaus dazu bereit, im A-Kader mehr Verantwortung zu übernehmen. Jetzt freut sie sich erstmal auf ihre erstes WM-Turnier gemeinsam mit ihrer älteren Schwester Mandy. „Mandy war immer so ein Vorbild für mich, in dessen Fußstapfen ich einmal treten wollte“, gesteht Lydia Haase.
Doch als die fünf Jahre ältere Schwester aufgrund von Verletzungen pausieren musste, hat Lydia allein den Sprung in die erste Hockey-Garde Deutschlands geschafft und sich dort festgespielt. Jetzt treten sie gemeinsam gegen die besten Teams der Welt an. Für Lydia ein Vorteil: „Ich denke, so ähnlich wir uns auch in manchen Dingen sind: Wir sind beide Individuen mit verschiedenen Eigenschaften und Stärken, die wir bestmöglich für die Mannschaft einsetzen können.“ Zwar hat sie bereits zwei Medaillen bei Europameisterschaften (inklusive Junioren-EM-Titel 2006) im Gepäck und zwei Champions-Trophy-Turniere absolviert, doch die Vorfreude auf das erste Welt-Championat ihrer noch jungen Karriere ist eine ganz besondere.
„Ich bin total gespannt auf dieses Ereignis“, sagt die 23-Jährige. „Wir konnten ja schon im März in Rosario erleben, wie Hockey in Argentinien gelebt wird. Mir war gar nicht bewusst, welch hohen Stellenwert der Sport dort hat. Ich hoffe und glaube, dass die Begeisterung jetzt bei der WM noch mal größer sein wird als damals bei den Testspielen.“ Lydia Haase steht vor ihrem vierten Turnier mit dem A-Kader, gehört damit trotz ihres jungen Alters durchaus schon zu den etwas erfahreneren Spielerinnen. Eine Führungsrolle beansprucht sie aber noch nicht, auch wenn sie sich das in Zukunft durchaus zutraut.
„Das ist natürlich mein Anspruch aber erst einer der nächsten Schritte.“ Derzeit würden diese Aufgabe andere übernehmen wie zum Beispiel Sturmpartnerin Natascha Keller. Allerdings will sie sich zu einer Leaderin weiterentwickeln. „Ich versuche schon, Neulinge mitzuziehen und in bestimmten Situationen Verantwortung zu übernehmen. Ich denke aber, dass dieses Turnier mich da auch ein gutes Stück weiter bringt.“ Auch auf die Aktivitäten neben dem Hockey in Rosario legt Lydia Haase großen Wert. „Das ist schon wichtig. Drei Wochen in einer Frauenmannschaft sind nicht immer leicht“, sagt sie mit einem Schmunzeln.
Einen Lagerkoller befürchtet sie aber nicht: „Wir waren in diesem Jahr viel zusammen, haben uns gut aufeinander eingestellt.“ Die Gefahr, dass man sich mal auf die Nerven geht, sei bei Lehrgängen eh größer. In Argentinien erwartet sie noch Teambuilding-Maßnahmen, vielleicht Sightseeing, das beliebte Steak-Essen. Außerdem gebe es eine Spiele-Lounge und viele andere Möglichkeiten, sich abzulenken. Die Haase-Schwestern gelten zudem selbst als DVD-Lieferanten. „Wir haben einiges im Gepäck“, verspricht die jüngere, die ein großer Thriller-Fan ist.
Entsprechend ist sie mit Hörbüchern ausgestattet. Und als Lesestoff ist „Leichenblässe“ von Simon Beckett dabei. In ihrer Freizeit mag Lydia es dann doch eher ruhiger. Wenn es mal auf Reisen geht, dann gern mit dem Wohnmobil in Richtung Mecklenburger Seenplatte. Kajakfahren oder Radtouren mit Freunden oder der Familie stehen dann auf dem Programm. Mal sehen, ob dafür in Argentinien auch Zeit bleibt.
Doch auch das Studium ist dort nicht ganz aus dem Kopf gestrichen: „Bis Dezember muss ich zwei Hausarbeiten schreiben. Dazu werde ich mir jetzt schon die ersten Gedanken machen“, verspricht die quirlige Mannheimerin, die in Heidelberg im 8. Semester Sport, Deutsch, Religion im Grundschullehramt studiert. Offen ist die Frage, ob der Abschluss noch vor den Olympischen Spielen in London 2012 gelingt, oder – wie sie selbst favorisiert – erst danach. Weil Lydia Haase zudem einen A-Trainerschein besitzt, könnte sie sich für ihre berufliche Zukunft bestenfalls ein Engagement an einem Sportinternat vorstellen. Mit ihrem Durchsetzungsvermögen stehen die Chancen darauf sicher nicht schlecht.
Steckbrief:
Name: Haase, Lydia
Spitzname: Lydi, Hoppel
Nummer: 12
geboren: 7. September 1986
Position: Sturm
Länderspiele: 46
Tore: 8
Club: Mannheimer HC
vorherige Clubs: HC Heidelberg, Rüsselsheimer RK
Schulabschluss: Abitur
Job: Studentin – Grundschullehramt Sport, Deutsch, Religion (8. Semester)
Internat. Erfolge:
Vize-Europameisterin 2009,
Junioren-Europameisterin 2006,
Europapokalsiegerin 2004, 2005, 2006 (mit dem RRK)
Nationale Erfolge:
Deutscher Meister Feld 2004,
Deutscher Meister Halle 2004, 2005
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