Indien - eine organisatorische Herausforderung...

... und viele schwer einzuordnende erste Eindrücke

Die Vorbereitung des Turniers lief völlig anders wie gewohnt. Die Organisation lag weitgehend in den Händen der Inder, Informationen waren so gut wie nicht zu bekommen. Das gipfelte darin, dass einen Tag vor der Abreise noch keine Flüge bestätigt waren, bis der DHB in einer Hau-Ruck-Aktion die Buchung letztendlich selber in die Hand nahm. Unser Partner-Reiseunternehmen, FCm-Travelsolutions legte sich mächtig ins Zeug, und was normalerweise spätestens zwei Wochen vor der Abreise organisiert sein musste, das sollte nun in einem Tag passieren.

Da glich es schon einem kleinen Wunder, dass die Gruppe mit 26 Mann noch einen geeigneten Flug bekam. Allerdings, nicht wie erwartet ab Frankfurt, sondern ab München - also alte Planung wegwerfen und 26 Leute aus der Heimat nach München holen. Vor uns lag ein siebeneinhalb Stunden langer Flug nach Neu Delhi. Das Einchecken funktionierte recht gut und alle waren an Bord, was für den Teammanager schon von erheblicher Bedeutung ist und für Erleichterung sorgt.

Aber keine Bange, die Hürden kommen noch! Die erste Unannehmlichkeit bahnte sich an, als die Maschine den Landeanflug auf Neu Delhi abbrach und wieder auf die normale Flughöhe stieg. Laut Kapitän wurde der Flughafen aufgrund schlechter Sicht gesperrt und die Maschine musste zum Auftanken in das 1.000 Kilometer entfernte Mumbai (Bombay) ausweichen. Dies bescherte uns eine Verspätung von sechs Stunden und das Bangen, ob die Inder sich auf die Situation eingestellt haben und der Bustransfer von Neu Delhi in 250 km entfernte Chandigarh organisiert war.

Doch, ein Ansprechpartner erwartete uns und der Bus war ebenfalls vor Ort - Na, Gott sei Dank! Jetzt durften wir nicht nur die ersten Eindrücke von Indien erleben, sondern auch eine erlebnisreiche fünfstündige Fahrt durchs Land. Ein Polizeijeep fuhr vor unserem Bus und versuchte auf eine unglaublich chaotische Art und Weise den Weg für unseren Bus frei zu machen. Unser Adrenalinspiegel war fünf Stunden lang auf 180. Fußgänger, Tiere, Fahrradfahrer, Rikschas, Motorfahrräder und Auto tummelten sich durcheinander auf der Straße und alle paar Minuten dachten wir, jetzt kracht es.

Die gesamte Fahrt über wurde alles angehupt, was sich bewegte, ob nötig oder unnötig war Nebensache. Wir waren einfach sehr wichtige Gäste, die freie Fahrt haben sollten. Die von den Indern vorgesehene Verpflegung entsprach genau den Vorstellungen unser Jungs: Kekse, Chips und Cola. Und aufgrund mangelnder Alternativen wurde rege Gebrauch davon gemacht. So oft bekommt man das nicht beim A-Kader!

Auch vor dem Hotel erwarteten uns Sicherheitsschleusen und bewaffnete Polizisten. Auf den Stockwerken wurde Wache gehalten, wobei dies auch sehr unterschiedlich interpretiert wurde. Und ob die Schusswaffen uns beschützen können oder aufgrund des Alters eher den Halter gefährden, werden wir hoffentlich nie erfahren. Der Empfang war herzlich mit Blumen und Blütenhalsketten. Unser zuständiger Betreuer sprach uns unerwartet auf Deutsch an und alle kümmerten sich um alles. Nach dem dringend nötigen Abendessen wurden die Jungs noch mit den Sicherheitsvorkehrungen in Bezug auf Gesundheit, Hygiene und Ernährung gebrieft und dann ging’s bald in die Falle.

Jochen Heimpel