Samstag, 5. April - Sonntag, 13. April in Kakamigahara


Olympia-Qualifikation

Hier jubelt Tibor Weißenborn über den zweiten WM-Titel 2006 in Mönchengladbach.

 

Tibor Weißenborn – der fünfte und jüngste DHB-300er

Vor dem Jubiläumseinsatz gegen Malaysia plauderten die Kameraden über den Jubilar

Durchsetzungsstark ist Weißenborn. Hier hat der Niederländer Taeke Taekema das Nachsehen.

Als Tibor Weißenborn am Dienstag gegen Malaysia im Olympia-Qualifikationsturnier auflief, war das bereits der 300. Einsatz im Trikot der deutschen Nationalmannschaft. Kein anderer hat in den letzten neun Jahren – genauer gesagt seit dem 24. März 1999 (ein 4:4 gegen die Niederlande) – so konstant für die deutsche Herren-Auswahl gespielt wie der inzwischen 27-jährige Berliner. „Er ist unser Motor“, sagt Kapitän Timo Weß über „Tibs“, wie Weißenborn in Hockeykreisen genannt wird, „derjenige, der uns antreibt und der auf dem Platz Signale setzt!“ Weißenborn wird dann in den exklusiven „Club der 300er“ aufgenommen, zudem bislang nur Philip Crone (342 Einsätze), Björn Michel (334), Dr. Michael Green (312) und Christian Mayerhöfer (303) gehören.

Keiner von denen hatte jedoch diese Marke bereits mit 27 Lenzen erreicht. Aus der Mannschaft kam der Wunsch, dass anlässlich des 300. Einsatzes über den heute in Köln für Rot-Weiss spielenden Mittelfeld-Antreiber etwas größer berichtet wird. Prompt haben – ohne Tibors Wissen – seine Mitspieler etwas über ihn geplaudert. Schämen muss er sich beileibe nicht für das, was dabei herauskam. Obwohl kräftig nachgebohrt wurde, welche Marotten und Eigenarten den kampfstarken Doppel-Weltmeister neben seinem fraglos immensen Talent auszeichnen, zeichneten die Kameraden ein extrem positives Bild.

 

„Er ist kein Trainingsweltmeister – aber davon haben wir auch genug“

Bronze bei Olympia 2004 in Athen. Ein weiterer großer Triumph für Tibor. Foto: Sternberger

Matthias Witthaus ist zwar ein knappes Jahr jünger als der hinter ihm im Team agierende Weißenborn, der ihn oft genug mit Torvorlagen versorgt, hat aber trotzdem fast gleichzeitig mit Tibor zusammen im A-Nationalteam begonnen. „Tibor hat auch deshalb jetzt schon 300 Länderspiele, weil er es wie kein zweiter geschafft hat, konstant und ohne Verletzungen neun Jahre lang auf allerhöchstem Niveau zu spielen. Er war in all den 300 Spielen fast durchgängig Stammspieler. Mir fällt keine wirkliche Schwächephase ein“, so „Witti“.

Der Krefelder erinnert an die Auszeichnung als U21-Welthockeyspieler, die Weißenborn 2002 während der Weltmeisterschaft in Kuala Lumpur erhielt – beim Turnier, das mit dem erstmaligen Gewinn des Weltmeistertitels letztlich auch das erste Karriere-Highlight war für den damaligen Berliner. Auf den Typ Weißenborn angesprochen, fasst Witthaus zusammen: „In erster Linie ein sehr guter Freund von mir. Auf dem Platz immer sehr ehrgeizig. Er will immer gewinnen mit der Mannschaft. Neben dem Platz ist er ein total entspannter Typ, der Morgenläufe hasst und beim Training für die gute Laune zuständig ist. Tibor ist kein Trainingsweltmeister, aber das muss er auch nicht sein, davon haben wir genug im Team. Schon Bernhard Peters hat es ihm nicht übel genommen, wenn Tibor im Training mal nicht ganz so bei der Sache war, weil er ein absoluter Turnierspieler ist. Du kannst dich auf dem Platz 100-prozentig auf ihn verlassen."

Als Marotte bezeichnet Witti Weißenborns Angewohnheit, sich nicht regelmäßig zu rasieren. „Er hat eigentlich immer einen leichten Drei-Tage-Bart, was sicher einerseits auch an seiner Faulheit hinsichtlich des Rasieren liegt. Auf der anderen Seite gilt bei ihm während großer Turniere aber auch: Wer rasiert, der verliert! da ist er auch ein wenig abergläubisch.“

 

„Immer bis in die Haarspitzen motiviert“

mit Stirnband im olympischen Bronzematch gegen Spanien. Foto: Sternberger

Torwart Ulrich Bubolz hat jahrelang mit Tibor Weißenborn beim Berliner HC zusammen gespielt, bis dieser erst zum HC Bloemendaal und nun zu RW Köln wechselte. Auch er beschreibt den 27-Jährigen als sehr umgänglichen, freundlichen, ja zumeist sogar sehr fröhlichen Typ, mit dem man eine Menge Spaß haben könne. „Das ist neben dem Platz“, so Bubolz. „Auf dem Platz ist Tibor immer bis in die Haarspitzen motiviert. Im Spiel abhängen – der Gedanke ist für ihn nicht existent. Er hat sich immer schon voll reingehängt – das ist auch ein wichtiger Grund für seinen Erfolg.“

Bubolz kam erst ein paar Jahre nach Weißenborn in die DHB-Kader und profitierte dann durchaus davon, dass der Berliner Teamkamerad trotz junger Jahre bereits ein „alter Hase“ war. „Tibor war relativ schnell und früh sehr routiniert. Ich habe bei ihm nie erlebt, dass er vor einem wichtigen Spiel nervös war oder sich einen Kopf gemacht hat. Andere gehen dann viel auf und ab, rufen sich ihre Aufgaben vor Augen. Tibor sagt von sich selbst, dass er Mentaltraining und psychologische Betreuung eigentlich nicht braucht. Er ist sehr gefestigt. Wenn es mal daneben geht, dann gibt er beim nächsten Mal eben wieder Vollgas.“

Bubolz bewundert die Art, mit der sich Weißenborn in kürzester Zeit auch in den Niederlanden bei Bloemendaal, im besten Team der stärksten Liga der Welt durchgesetzt hat. Trotzdem habe er den Kontakt zum BHC nie abreißen lassen. „Er ist bei uns immer noch sehr beliebt, auch weil er zu Endrunden von Holland angereist ist und uns unterstützt hat. Er fiebert immer noch mit dem BHC und hängt an seinem Heimatclub. Ich weiß, dass es ihm schwer fallen wird, nächstes Jahr gegen uns zu spielen, wenn er mit Rot-Weiss in die Bundesliga aufsteigt.“

 

„Mit herausragendem Balltalent gesegnet“

privat ist der 27-Jährige schon seit einigen Jahren mit der Kölner Nationalspielerin Kerstin Hoyer liiert.

Mit Mannschaftskapitän Timo Weß hat Tibor Weißenborn schon in der U16-Nationalmannschaft zusammengespielt. „Damals kannten wir uns kaum. Als ich ins Team kam, war er bereits der große Star. Tibor hat dann ja nur ganz kurz U18 gespielt, war ja schon ganz früh A-Nationalspieler.“ Weß beneidet den Berliner fast ein wenig um das von Gott gegebene Balltalent. Auch mit dem Fußball könne Weißenborn exzellent umgehen (wenn das einer beurteilen kann, dann sicher der ehemalige Jugend-Auswahlfußballer Weß), und wenn es im Training eine neue Technik zu erlernen gelte, sei Tibor ziemlich sicher einer der ersten, der sie beherrscht.

Weß: „Wenn er gut drauf ist und 100 Prozent Lust hat, dann ist er auf dem Platz als unser Motor nicht zu stoppen. Es macht unheimlich viel Spaß, mit ihm zusammen zu spielen, denn er hat extrem viel Spielverständnis. Tibor kann nicht nur zwei bis drei Gegenspieler mal kurz aussteigen lassen, er hat dann auch noch das Auge für den richtig postierten Mitspieler. Wenn er auf dem Platz ist, dann steht Tibor immer unter Feuer, manchmal ja fast sogar ein bisschen hitzköpfig und übermotiviert. es ist ganz sicher unangenehm gegen ihn spielen zu müssen.“

Neben dem Platz könne man mit dem 27-Jährigen „Jubilar“ viel Spaß haben. In seinem neuen Club RW Köln sei er unglaublich schnell ein Teil der Clubfamilie geworden. „Bei Tibor gehört zur Philosophie, dass man auch einen Teil der Freizeit mit dem Team verbringt. Bei ihm findet Hockey nicht nur auf dem Platz statt. Er ist zudem ein sehr integrativer Typ.“ Privat sei der seit einigen Jahren mit Damen-Nationalspielerin Kerstin Hoyer liierte Weißenborn dann eher ein ruhigerer Vertreter.

 

„400. Länderspiel wird es definitiv nicht mehr geben!“

 Weißenborn mit Kapitän Timo Weß und dem WM-Pokal 2006.

Hätte Tibor Weißenborn im Vorfeld geahnt, wie sehr ihn die Mannschaftskameraden über den grünen Klee loben, hätte er das Kurzinterview zu seinem 300. Länderspieleinsatz wohl mit glühenden Ohren bestritten. So wiegelte der fünfte deutsche Herrenspieler im „Club der 300er“ eher etwas ab. „Ich habe mich bislang nie damit beschäftigt, wie viele Länderspiele ich jetzt schon bestritten habe, bilde mir nichts darauf ein. Aber nun ist das 300. da, und darüber freue ich mich. Als Sebastian Draguhn jetzt sein 100. Länderspiel hatte, habe ich darüber nachgedacht, wie das bei mir beim 100. und 200. war, aber es ist mir partout nicht mehr eingefallen. Nur den 250. Einsatz erinnere ich noch, weil man da vom DHB eine Uhr geschenkt bekommt. Das war bei der Champions Trophy in Terrassa kurz vor der WM 2006.“

Nein, er wisse nicht, was man vom DHB beim 300. Länderspiel geschenkt bekomme, aber bei Philipp Crone, der ja mit 342 Einsätzen Rekord-Nationalspieler ist, wäre das eine Wein-Accessoire und ein Bild gewesen, soweit er sich noch erinnere. Ob er denn beim 400. Länderspiel sich noch an den 300. Einsatz erinnern werde? Nein, sagt Weißenborn, aber nur deshalb, weil es das 400. Länderspiel definitiv nicht geben werde.

„Ich habe schon länger gesagt, dass ich nach diesem Jahr aufhöre. Da kommen mehrere Faktoren zusammen – der Einstieg in den Beruf, denn ich bin im Winter mit meinem Studium fertig, und ich habe bei mehreren Praktika gemerkt, dass ich abends total fertig bin, wenn ich nebenbei auch noch das volle Nationalmannschaftsprogramm durchziehen muss. Und es ist auch eine Motivationssache nach fast zehn Jahren in der Nationalmannschaft. 2009 die EM in Holland wäre vielleicht noch reizvoll, aber die WM 2010 in Indien reizt mich persönlich nicht. Und darauf kommt es schließlich an, wenn man sich in 100 bis 120 Lehrgangstagen während des Jahres auf ein maximal dreiwöchiges Großereignis vorbereite“.

Olympia in China wäre schon ein idealer Abschluss, findet Weißenborn. Aber momentan gebe es nur eines: das Turnier in Japan. „Wir müssen es schaffen, Peking für diese Zeit hier komplett aus dem Hinterkopf zu bekommen. Das Qualifikationsturnier hier in Kakamigahara mag für Außenstehende als undankbare Aufgabe wahrgenommen werden. Ich persönlich finde es eine recht coole Aufgabe. Denn ich kenne die Situation nicht. Bislang habe ich mich mit dem Team für alle großen Turniere immer direkt qualifiziert. Hier muss man nun Erster werden – das ist eine sehr spannende Situation, eine Herausforderung, der ich mich stellen will!“

Sebastian Draguhn habe in seinem Jubiläumsspiel trotz zahlreicher Bemühungen kein Tor geschossen. Ob er denn mit einem Treffer in seinem 300. Länderspiel rechne, wollten wir vorher wissen. Weißenborn lachte: „Ich rechne ganz fest damit, dass ich auch kein Tor schieße. Aber die Anzahl meiner Tore hat mich auch nie interessiert. Hauptsache, wir gewinnen das Spiel. Und ich bin froh, dass dieses Jubiläumsspiel bei solch einem Turnier und in solch einem Rahmen stattfindet, und nicht zum Beispiel bei einem Trainingslehrgang in Aachen gegen Frankreich.“

 

Große Auftritte bei großen Turnieren, wie hier bei der WM 2006 gegen Australien, liebt Tibor Weißenborn.

 

 
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Platzierung
1. Deutschland
2. Japan
3. Malaysia
4. Polen
5. Italien
6. Schweiz

Spieltermine Deutschland
Samstag, 05.04.2008 - 12:05
    » GER - ITA   8:0 (4:0)
Sonntag, 06.04.2008 - 13:05
    » SUI - GER   0:10 (0:5)
Dienstag, 08.04.2008 - 17:00
    » GER - MAS   3:0 (1:0)
Donnerstag, 10.04.2008 - 16:00
    » GER - JPN   4:0 (1:0)
Samstag, 12.04.2008 - 13:05
    » POL - GER   0:5 (0:3)
Sonntag, 13.04.2008 - 14:00
    » GER - JPN   4:0 (1:0)

Hauptrunde
1.GER5530:015
2.JPN5316:1010
3.MAS5213:148
4.POL5211:156
5.SUI5110:193
6.ITA505:271

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Ortszeit Japan:
 

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