Wenn der Australier lächelt...
Andrew Meredith bringt Deutschlands Offensivabteilung in Form
Wenn man Stürmer von Weltruf wie Christopher Zeller, Florian Keller und Matthias Witthaus in einer Mannschaft hat, dann ist es schwer vorzustellen, dass man diesen „Knipsern“ noch groß etwas beibringen kann. Andrew Meredith tut das. Der der im australischen Adelaide geborene Coach, der die Torgefährlichkeit der deutschen Stürmer bereits seit vor der WM 2006 steigert, brachte sein Wissen bis 2005 in der holländischen Bundesliga beim HGC Wassenaar ein. Der Sohn des Welthockeyverbands-Eventmanagers Dennis Meredith wechselte dann nach Deutschland, war auch eine Saison als Co-Trainer beim Club an der Alster beschäftigt. Wenn er mal nicht mit Hockey beschäftigt ist bei Lehrgängen, dann treffen die Spieler den gelernten Grafikdesigner oft am Laptop an. „Er kennt sich da unglaublich gut aus und entwickelt da die unglaublichsten Konzepte“, sagt Matthias Witthaus.
Die Spieler beschreiben den inzwischen 35-Jährigen als „Kumpeltyp“. Doch Matthias Witthaus weiß auch, dass man da bei Andrew differenzieren muss: „Neben dem Platz kann man mit ihm viel Spaß machen und Spaß haben – auch mal auf seine Kosten. Auf dem Platz beim Training ist er sehr fokussiert. Da gibt es strikte Grenzen.“ Was man denn als Vollblutstürmer überhaupt noch lernen kann, wollen wir von Florian Keller wissen. „Wir machen mit Andrew vorwiegend Torschusstraining, üben Techniken, mit denen man im Kreis
so schnell wie möglich zum Abschluss kommen kann. Das haben wir früher nicht in der Form gemacht. Es geht zum Beispiel auch darum, dass man Abpraller vom Torwart voraussieht und verwertet. Ich empfinde dieses Training als total effektiv.“
Am Anfang sei es ihm schwer gefallen, sich auf diese australische Technik einzulassen. Im Clubtraining wird das kaum geübt. „Aber während ich früher in bestimmten Situationen eher noch mal gezockt oder eine Ecke herauszuholen versucht habe, suche ich jetzt schon schneller den Abschluss. Das Ganze bringt vor allem viel für das Unterbewusstsein, aus dem heraus man in solchen Kreis-Situationen entscheidet“, sagt der Berliner. Matthias Witthaus schätzt an Meredith, dass der Mann aus „down under“ auch persönlichen Einfluss auf die Stürmer nimmt, sie
psychologisch unterstützt . „Wenn es während eines
Turniers nicht so läuft, dann nimmt er einen schon mal zur Seite. Lacht er Dich an und sagt nur: ‚That’s your pitch!’, dann weißt du, dass es gut für dich läuft.“
Auf Deutsch würde Andrew Meredith das allerdings nie sagen. Der Australier versteht zwar inzwischen nahezu alles, spricht aber selbst nicht gern Deutsch – ein Umstand, mit dem die Spieler ihn auch schon mal ein wenig aufziehen. „Er sträubt sich noch dagegen Deutsch zu reden. Wir warten einfach auf den Moment, wo er es mal probiert“, so Witthaus. So lange finden die Besprechungen mit Meredith eben noch auf Englisch statt. Als Gegenpart zu Stefan Kermas, der als Co-Trainer vor allem für die defensiven Spielsysteme zuständig ist, entwickelt Meredith die Offensivaktionen. Für Kakamigahara gilt zu hoffen, dass Meredith möglichst durchgängig seine Stürmer anlächelt – denn dann läuft es...
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