‚Mentale Disziplin’

DHB-Sportdirektor Rainer Nittel über die ersten Tage in Kakamigahara

Von DHB-Sportdirektor Rainer Nittel, der am Freitag mit der Herren-Nationalmannschaft zusammen Richtung Japan aufgebrochen ist, kommt der erste Kurzbericht über die Ankunft  und die Stimmung vor Ort in Kakamigahara nach den ersten zweieinhalb Tagen. Im Interview mit hockey.de erzählt das DHB-Vorstandmitglied über die Rahmenbedingungen und über die konzentrierte Atmosphäre rund um das Team.

Ist die Mannschaft gut in Japan angekommen?

Nittel: „Inzwischen sind wir gut angekommen. Die erste Herausforderung gab es bereits auf dem Hinflug, weil das Flugzeug hoffnungslos überbucht war, so dass Physio Mario Plesse und Co-Trainer Werner Wiedersich via Hongkong nachgeflogen werden mussten. So war die Mannschaft erst am Samstagabend komplett in Kakamigahara zusammen.“

Wie ist es mit dem befürchteten Gegensatz der Kulturen?

Nittel: „Also das Hauptproblem ist sicher die Sprache. Hier gibt es kaum jemanden, mit dem man sich in Englisch verständigen kann. Dadurch muss alles immer über Dolmetscher laufen. Das schränkt die Eigenständigkeit natürlich schon ziemlich ein. Etwas auf dem kurzen Dienstweg zu organisieren, wie man das in Deutschland oder irgendwo anders in Europa könnte, ist hier kaum möglich. Dadurch braucht man allein schon für die Organisation des täglichen Lebens sehr viel Zeit – das fängt bei der Abstimmung der Essenszeiten an.“

Aber die Organisation vor Ort funktioniert?

Nittel: „Ja, hier wird alles sehr eng an das Ausrichter-Vertragswerk der FIH angelehnt. Das wird Eins-zu-Eins und sehr akkurat umgesetzt. Dennoch ist es ein bisschen anders als wir es vielleicht machen würden. Hier wird alles individuell an die Bedürfnisse der Mannschaften angepasst. Es gibt also keinen allgemeinen Shuttleservice, der regelmäßig genutzt werden kann, sondern man bestellt sich den Shuttle so wie man ihn braucht. Das bedeutet aber eben auch immer individuelle Planung und Organisation, was Zeit in Anspruch nimmt. Auch einen für uns zuständigen Liaison-Officer, der unser direkter Ansprechpartner wäre, gibt es nicht.“

Konnte die Mannschaft denn schon trainieren?

Nittel: „Ja, sie hat schon zweimal trainiert. Das ging sogar auf dem Hauptplatz. Im Vorfeld waren die Trainings ja noch auf dem Platz zwei angesetzt worden. Die Jungs sagen, dass der Platz zwar seine Tücken hat, aber insgesamt okay ist. Es sind ja ohnehin für alle die gleichen Bedingungen.“

Was ist mit einem Trainingsspiel vor Turnierstart?

Nittel: „Nach aktuellem Stand wird es kein Trainingsspiel mehr geben. Das mit der Schweiz avisierte Spiel ist von den Schweizern zumindest angesagt worden.“

Wie sieht das Programm des Teams in den nächsten Tagen aus?

Nittel: „Die ersten Tage waren klar der Akklimatisierung gewidmet. Nun beginnt die Phase, in der die Mannschaft sich individuell und als Einheit auf das Turnier einstimmt, an Feinheiten feilt, auf dem Platz noch ein bisschen Detailarbeit macht, Standards trainiert, damit insgesamt eine gewisse Grundbelastung aufrecht erhalten wird, bevor es los geht. Auch ein paar Teambuildung-Maßnahmen werden noch stattfinden.“

Und wie ist die Stimmung in der Mannschaft?

Nittel: „Es herrscht eine sehr konzentrierte Atmosphäre. Die Mannschaft ist sich ganz genau bewusst, was hier auf sie zukommt. Die Spieler sind sehr fokussiert auf das, was zu tun ist. Markus Weise hat den Begriff der ‚mentalen Disziplin’ geprägt. Ab Donnerstag sollen die Spieler dann nur noch das Turnier im Kopf haben, sich den sportlichen Herausforderungen stellen.“