Jan Möller hofft auf den „Ausgleich“
WDR-Hockeyreporter auf Dienstreise / TV-Beitrag am Sonntag in der ARD-Sportschau
Zwei Fliegen mit einer Klappe schlug Jan Möller in den vergangenen Tagen: Der Fernsehjournalist des Westdeutschen Rundfunks (WDR) trat seine Dienstreise nach Japan an, um über das Olympia-Qualifikationsturnier zu berichten und sich gleichzeitig auf seine Reportereinsätze im August in Peking vorzubereiten. Was der WDR-Mann aus Kakamigahara zu berichten hat, wird am Sonntag zwischen 18.00 und 18.30 Uhr in der ARD-Sportschau in einem ungefähr vierminütigen Beitrag zu sehen sein. „Hoffentlich etwas Erfolgreiches“, sagte Möller zwei Tage vor dem Endspiel der deutschen Mannschaft in einem Gespräch mit der hockey.de-Redaktion.
Die Spannung ist aus Jan Möllers Worten deutlich herauszuhören. „Was nutzt einem eine makellose und souveräne Vorrundenwoche, womöglich sogar ganz ohne Gegentor, wenn am Sonntag in 70 Minuten irgendwas schiefgehen sollte“, stellt der Kölner die besondere Tücke des Turniermodus heraus. Möller sieht in der Dramaturgie die einzig wirkliche Gefahr für die deutsche Mannschaft: „Letztlich ist das eine sehr belastende Situation. Als amtierender Weltmeister kannst du gegen Gegner dieses Kalibers nicht viel gewinnen. Die ganze Hockeywelt erwartet einen deutschen Erfolg. Aber bei einer Finalniederlage, einem Ausrutscher auf diesem hoppeligen Kunstrasenplatz wäre der Schaden grenzenlos. Diesen Druck muss man als Spieler und Mannschaft erst einmal wegstecken.“
Von der rein hockeytechnischen Qualität könne keine der fünf Mannschaften dem deutschen Team ansatzweise das Wasser reichen, so die klare, aber auch nicht ganz überraschende Erkenntnis des Sportjournalisten nach einer Woche der Beobachtung. Italien, die Schweiz und Polen bildeten, wie es auch die Tabelle widerspiegelt, deutlich den unteren Teil des riesigen Leistungsgefälles. Malaysia sei in den ersten Spielen sehr leistungsschwankend und „ungewöhnlich körperbetont aufgetreten“, beobachtete Jan Möller und fand vor allem die Strafeckenabwehr der malaysischen Herausläufer „bemerkenswert“.
Die japanische Mannschaft spiele „sehr koreanisch“, wie Möller das laufintensive, physisch sehr engagierte und auf Konter wartende Spiel der Gastgeber beschreibt. „Sie haben aber deutliche Mängel im sicheren Spielaufbau und vorne drin keinen Knipser, deshalb sind sie weitgehend auf ihre Ecken angewiesen“, sieht der Deutsche die Schwachpunkte bei den Japanern. Und die deutsche Mannschaft? Der TV-Reporter hat nichts zu beklagen, der pflichtgemäße Einzug ins Endspiel sei ohne große Schwierigkeiten gelungen, und dabei habe man auch noch die Zuschauer verzückt. „Die deutsche Mannschaft wird hier regelrecht bewundert. Das Publikum würdigt viele Aktionen der deutschen Spieler mit lautem ,aaah' und ,oooh'.“
Natürlich hofft auch Jan Möller, dass am Sonntag alles gutgeht. „In den beiden Hauptrundenspielen gegen Malaysia und Japan war die Anfangsphase bis zu dem dann die Lage beruhigenden deutschen Führungstor ein bisschen nervig. Da lag ein Rückstand durchaus im Bereich des Möglichen. Das sollte im Finale tunlichst nicht passieren“, so der 47-Jährige, der in Kakamigahara im Hotel der deutschen Delegation wohnt und alleine deshalb schon ziemlich nah dran ist am Geschehen. „Der Kontakt ist gewohnt gut, aber die Spieler sind verständlicherweise sehr auf ihre Aufgabe konzentriert. Ich darf dankenswerterweise im Mannschaftsbus die halbstündige Strecke vom Hotel zum Stadion mitfahren“, hat für den Reporter diese Nähe ganz praktische Vorteile.
Aber auch der DHB profitiert von der Japan-Reise Möllers. „Ich wurde kurz vor meiner Abreise aus Köln von DHB-Sportdirektor Rainer Nittel aus Japan angerufen und gebeten, einen so genannten Spannungswandler für die DHB-Delegation mitzunehmen. Dieses technische Gerät wiegt vier Kilo, sieht aus wie ein Toaster und wurde beim japanischen Zoll durchaus kritisch beäugt“, erzählt Möller über den aus seiner Sicht „absolut selbstverständlichen Bringdienst“. Die entscheidenden Stunden des Qualifikationsturniers nahen – auch für den Fernsehmann. Der WDR hat vor Ort ein japanisches Kamerateam angemietet, das am Samstag und Sonntag Bilder und O-Töne aufnimmt.
Probleme gab es bis zuletzt noch, einen geeigneten Schnittplatz zu finden, um den Beitrag sendefertig nach Deutschland schicken zu können. „In Kakamigahara und der Provinzhauptstadt Gifu ist das leider nicht möglich. Ich hoffe, das klappt trotzdem alles, ganz zur Not wird das komplette Material aus dem Stadion heraus nach Köln geschickt, wo es dann Kollegen in der Heimat zusammenbasteln müssen“, berichtet der Möller, der 2002 mit der Übertragung der Champions Trophy in Köln seine ersten großen Hockey-TV-Einsätze hatte und auch 2004 in Athen zahlreiche Hockeypartien im „Ersten“ kommentierte. Einen Vorteil hat der Journalist gegenüber den deutschen Hockeyherren: Er hat seinen Teilnehmerplatz am olympischen Spektakel in Peking bereits sicher. Jan Möller hätte überhaupt nichts dagegen, wenn die Hockeyspieler übermorgen „ausgleichen“.
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