Samstag, 5. April - Sonntag, 13. April in Kakamigahara


Olympia-Qualifikation

Der frühe Zeitpunkt im Jahr gilt für deutsche Teams wegen der im Winter gespielten Hallensaison immer als Nachteil, weil sich erst wieder ans Feldhockey gewöhnt werden muss, während andere Nationen durchspielen. Konnte man diesen Effekt abfangen?

Weise: „Ja, wir haben sehr viele Stützpunkttrainings und Maßnahmen den ganzen Winter hindurch gemacht. Beim Fünf-Nationen-Turnier in Südafrika im Januar, da hat man noch ein paar Hallenelemente in unserem Spiel gesehen, aber bei den letzten drei Maßnahmen war davon nichts mehr zu spüren. Das Team ist voll im Saft. Ich glaube, wir haben das sehr gut aufgefangen.“

 

Mit Eike Duckwitz ist ein Weltmeister verletzt ausgefallen. Ist das Team, das nun in Japan die Olympia-Fahrkarte holen soll, das bestmögliche?

Weise: „Doch, wir haben das zurzeit beste Team in Japan am Start! Eike, der sonst natürlich eine wichtige Verstärkung des Teams wäre, ist nach seiner langen Verletzungspause aufgrund einer neuen Verletzung ausgefallen. Es ist die Frage, ob er in der momentanen Verfassung seine beste Leistung bringen könnte. Ich orientiere mich am momentanen Stand, und da habe ich das klar beste Team nominiert – sonst könnte ich mich doch auch fragen: Was wäre, wenn Philipp Crone nicht aufgehört hätte?“

 

Ist die Nummer eins im Tor schon vor dem Turnier vergeben?

Weise: „Nein, die Torwartposition ist im weiteren Verlauf völlig offen. Ich habe mich ja für Uli Bubolz und Christian Schulte entschieden, allerdings hatte Max Weinhold es trotz Verletzung im Dezember geschafft, wieder absolut konkurrenzfähig zu sein. Nähme man mal nur die Leistung bei den letzten zwei Maßnahmen, gehörte er sogar unter die Top Zwei. Das bedeutet, dass das Rennen nach dem Qualifier zwischen den Dreien wieder absolut offen ist. Bubolz und Schulte werden sich in der Gruppenphase auf jeden Fall erstmal abwechseln. Ob beide insgesamt drei Spiele machen oder wir nach den ersten vier Spielen anhand der gezeigten Leistung festlegen, dass einer von beiden das Turnier dann zu Ende spielt, entscheidet sich erst vor Ort.“

 

Und bei den 16 Feldspielern – gibt es da Kandidaten, die von vorneherein eher als Reservisten eingeplant sind? Denn immerhin können ja zu den Spielen jeweils immer nur 16 von 18 Nominierten auf den Spielberichtsbogen...

Weise: „Nein! Alle werden ihre Einsatzzeiten bekommen. Es gibt da keinen klaren Ersatzmann. Klar ist nur, dass wir bei den Stürmern erst einmal rotieren werden. Einer wird immer ins Mittelfeld zurückgezogen, weil wir sechs nominelle Stürmer dabei haben. Wir werden in der Gruppenphase definitiv mit einem Keeper und 15 Feldspielern spielen. Das Endspiel muss bei diesen Überlegungen sicher abgekoppelt werden, weil es einfach eine andere Situation ist.“

 

Sie hatten sich über den Modus des Qualifikationsturniers bereits sehr kritisch geäußert, weil nicht das insgesamt beste Team sich für Olympia qualifiziert, sondern das Team mit der besten Tagesform im Finale. Wie hat der Ausgang der bisherigen Qualifier Ihre Meinung beeinflusst?

Weise: „Es bleibt insgesamt fragwürdig. Die verschiedenen Zielvorgaben des IOC – mehr Teams am Qualifikationsprozess teilnehmen zu lassen – und der FIH – mehr Events zu haben – könnte man, meiner Meinung nach, anders regeln. Wenn ich zum Beispiel die Ergebnisse des Qualifiers in Chile heranziehe, wo Mexiko zum Teil von den Favoriten schrecklich verhauen wurde, dann denke ich, dass man mit den in der Weltrangliste weit unten platzierten Nationen vielleicht lieber Vorrunden um vier Startplätze bei einem Olympic Qualifier ausgespielt hätte. Das wäre sicher die glücklichere Lösung als jetzt der Modus mit einer „Jeder gegen Jeden“-Runde und einem Pokalspiel hintendran. So ist zum Beispiel Argentinien nun nicht bei Olympia am Start – die Mannschaft, die sich gerade als Sieger der Champions Challenge wieder einen Startplatz in der Champions Trophy, dem Turnier der sechs weltbesten Teams, erspielt hat. So schlecht können die Argentinier dann ja wohl nicht sein. Aber es nützt ja nicht. Der Modus steht, und wir müssen damit umgehen.“

 

Gibt es da nicht die Gefahr, dass man die Vorrunde unterschätzt, weil man sich schon zu sehr auf dieses eine Endspiel konzentriert, das am Ende gewonnen werden muss, und dann vielleicht gar nicht mal dabei ist?

Weise: „Deshalb fahren wir mit der ganz klaren Einstellung hin, dass wir nicht „fünf plus ein“ Spiel haben, sondern sechs gleichwertige Turnierspiele, die wir alle unbedingt gewinnen wollen. Es könnte ja durchaus auch passieren, dass wir – wie bei der Champions Trophy im Dezember – eventuell schon vor dem letzten Gruppenspiel für das Finale qualifiziert sind. Auch dann wird es kein Taktieren geben, keine Überlegungen, eventuell Kraft für das Finale zu sparen. Wir haben uns vorgenommen, das Turnier mental so anzugehen, dass wir in jedem Match volle Kraft geben. Je disziplinierter man das schafft, desto besser.“

 

Auch wenn man in solch einer Situation sogar Einfluss darauf hätte, wer der Finalgegner ist?

Weise: „Ja, denn das Taktieren auf einen Wunschgegner kann auch ganz schnell mal nach hinten losgehen. Wir wollen aus der Position des totalen Selbstvertrauens heraus agieren. Wir wissen, dass wir jeden Gegner bei diesem Turnier schlagen können. Wir haben ein sehr starkes Team und es deshalb nicht nötig, dort irgendeinen Gegner künstlich zu erhöhen. Es gibt deshalb keine Wunschgegner. Wir müssen den klaren Fokus darauf haben, unseren Job so gut wie möglich zu machen, dann schaffen wir die Olympiaqualifikation auch!“

 

Was für Erkenntnisse gibt es über die Gegner in Japan?

Weise: „Wir haben uns natürlich von allen Videomaterial besorgt. Malaysia haben wir noch im Dezember bei der Champions Trophy in Kuala Lumpur gesehen und gespielt. Es ist aber immer so eine Sache mit den Videos. Wir haben allein fünf Stück von einer Japan-Serie gegen Neuseeland. Trotzdem entscheidet immer der letzte und frischeste Eindruck. Es ist ja so, dass wir in Kakamigahara zuerst gegen Italien und die Schweiz, also die beiden Teams spielen, die nicht unbedingt zu den Top-Favoriten um den Endspieleinzug gezählt werden. Das bedeutet, dass wir die Chance haben, die drei vermeintlichen Hauptkonkurrenten um die Endspielteilnahme, Malaysia, Polen und Japan, noch zu beobachten. Für mich ist Japan, mit dem Heimvorteil im Rücken, von den Dreien das Team, dem ich am ehesten zutraue, ganz vorn mitzuspielen. Sie haben gerade gegen Korea in einer Serie 0:2 und 0:4 verloren. Ein 0:2 gegen Korea ist ein durchaus achtbares Ergebnis, welches aussagt, dass Japan zwar keine Übermannschaft ist, aber eben auch nicht einfach so vom Platz geschossen werden kann.“

 

Sie haben nach dem Lehrgang über Ostern formuliert, dass der Gegner Schottland beim 11:0 eigentlich zu schwach war, aber das Spiel den Jungs ‚richtig Bock auf Hockey’ gemacht hat. Brauchte das Team diese Art von Motivation noch einmal?

Weise: „Ich fand es sehr gut, dass die Jungs sich in dem Spiel nicht nach unten angepasst haben, sondern auch beim 6:0-Halbzeitstand, wo man es dann auch hätte ausplätschern lassen können und trotzdem gewonnen hätte, weiter Vollgas gegeben haben und auch die zweite Halbzeit mit ähnlichem Resultat gewinnen wollten. Die Mannschaft brauchte vielleicht nicht unbedingt so eine Motivation, aber sie hat sich da selbst belohnt. Und ich fand es deshalb einen vernünftigen und gradlinigen Abschluss der Vorbereitung.“

 

Was passiert jetzt noch in den Tagen vor dem Turnier in Japan?

Weise: „Das ist ein interessantes Thema, weil viele Dinge noch in der Schwebe zu sein scheinen. So haben wir immer noch keine 100-prozentige Bestätigung des Hotels über die Reservierung eines Aufenthaltsraumes für die Mannschaft. Wir waren ja sogar vor Ort und haben uns den Raum mit einem Hotelmanager zusammen angesehen. Aber als wir den Raum dann reservieren wollten, wurden wir darauf hingewiesen, dass das nur per Mail über das Internet geht. Und da gibt es eben noch immer keine Bestätigung. Wir brauchen diesen Raum nicht nur für Besprechungen und Video, sondern wollen das auch so ein bisschen analog zur WM als Freizeit-Treffpunkt für das Team einrichten. Auch komisch ist, dass bislang in der Woche vor dem Turnier nicht eine Trainingszeit auf dem Hauptplatz angeboten wird. Es gibt nur Trainingszeiten auf dem B-Platz. Die Leute dort sind alle sehr höflich und zuvorkommend, aber es werden wenig verbindliche Aussagen gemacht. Das macht die Planung nicht gerade einfach. Wir müssen einfach darauf gefasst sein und werden damit umgehen können, wenn nicht alles nach Plan läuft.“

 
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Platzierung
1. Deutschland
2. Japan
3. Malaysia
4. Polen
5. Italien
6. Schweiz

Spieltermine Deutschland
Samstag, 05.04.2008 - 12:05
    » GER - ITA   8:0 (4:0)
Sonntag, 06.04.2008 - 13:05
    » SUI - GER   0:10 (0:5)
Dienstag, 08.04.2008 - 17:00
    » GER - MAS   3:0 (1:0)
Donnerstag, 10.04.2008 - 16:00
    » GER - JPN   4:0 (1:0)
Samstag, 12.04.2008 - 13:05
    » POL - GER   0:5 (0:3)
Sonntag, 13.04.2008 - 14:00
    » GER - JPN   4:0 (1:0)

Hauptrunde
1.GER5530:015
2.JPN5316:1010
3.MAS5213:148
4.POL5211:156
5.SUI5110:193
6.ITA505:271

» Gesamter Spielplan
Ortszeit Japan:
 

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