Abends „tot“ ins Bett
Katharina Scholz und Kerstin Hoyer über den typischen Tagesablauf bei einem Lehrgang
|
Manche in der Heimat werden Nationalspieler beneiden. Wo die alles hinfahren dürfen! Argentinien (Damen) oder Südafrika (Herren) stehen derzeit für die Auswahlmannschaften des DHB auf dem Programm. Nur alle paar Tage ein Spiel, dazwischen gibt es sicher ausgedehnte Besichtigungs- und Shopping-Touren sowie allabendliche Partys. Denkste! Katharina Scholz (24) und Kerstin Hoyer (27) klären für die hockey.de-Leser einmal auf, wie denn das wahre Leben während einer Nationalmannschafts-Maßnahme aussieht.
Der tägliche Zeitplan ist straff. Katharina Scholz listet die Fixtermine eines normalen Lehrgangstages wie derzeit in Mendoza auf: „7.30 Uhr Frühstück, 8.45 Uhr Abfahrt, 9 Uhr Aufwärmen inklusive Stabilisationsübungen, 9.30 Uhr Training, 12 Uhr Rückfahrt, 12.30 Uhr Mittagessen, anschließend Ruhephase, 15.30 Uhr Videositzung, 17 Uhr Zwischenmahlzeit, 17.30 Uhr Besprechung, 18.15 Uhr Abfahrt, 18.30 Uhr Aufwärmen, 19 Uhr Training, 21 Uhr Rückfahrt, 21.15 Uhr Abendessen.“ Und danach? „Tot ins Bett“, sagt Kerstin Hoyer, die mit dieser Aussage etwas überspitzt darstellt, wie anstrengend solch ein Tag war und wieviel Energie theoretisch noch vorhanden wäre, feucht-fröhlich in der lauen Sommernacht um die Häuser zu ziehen. In Mendoza wird von den meisten sogar die Ruhepause nach dem Mittagessen – im Prinzip die einzige klassische „Freizeit“ am Tag – für ein kurzes Schläfchen verwendet. So lassen sich die anstrengenden Trainingseinheiten am ehesten verdauen.
Ein Glück, dass der Bundestrainer auf den von vielen DHB-Kaderspielern so innig geliebten Morgenlauf vor dem Frühstück in Argentinien verzichtet. „Ab und zu schon, aber nicht mehr so regelmäßig“, so Hoyer, gibt es den Wachmacher in Joggingschuhen noch bei anderen Damen-Lehrgangsmaßnahmen. Pünktlichkeit, vollen Einsatz „und dass Dinge immer besser klappen“ (Scholz) verlangt Michi Behrmann von seinen Schützlingen.
Tage ohne Länderspiele sind im Rahmen eines solchen Lehrgangs meist ein klein wenig anstrengender als die eigentlichen Spieltage. Das gilt für Körper und Geist gleichermaßen. „Training macht natürlich auch weniger Spaß als Spiel“, gibt Scholz eine unter Aktiven wohl weit verbreitete Sicht wieder. Und dass eine Maßnahme im Ausland insgesamt launefördernder ist als ein klassischer Arbeitslehrgang in Deutschland, liegt nicht nur am besseren Wetter. „Im Ausland sind es meistens mehr Länderspiele, deshalb angenehmer“, sagen die beiden Spielerinnen.
Das Vergnügen, dem deutschen Winter (oder was davon übrig geblieben ist) mit einer Reise auf die untere Hälfte der Weltkugel aus dem Weg zu gehen, ist allerdings ein wenig zweischneidig. „Das sommerliche Wetter in Argentinien ist einerseits natürlich wunderschön, aber wenn man um 17.30 Uhr beim Trainingsspiel gegen Argentinien noch 40 Grad auf dem Platz hat, wünscht man es sich eher etwas kälter“, gibt Katharina Scholz zu.
Ganz ohne touristisches Highlight muss aber auch eine Hockey-Reise wie diese nicht auskommen. Am vergangenen Sonntag gab es für den DHB-Tross einen Ausflug in die Gebirgswelt der Anden mit einer Rafting-Tour sowie einem Grillabend. Schöne Abwechslung. Viele Details darüber können Katharina Scholz und Kerstin Hoyer dem hockey.de-Redakteur gar nicht mitteilen. Die zeit drängt, der Bundestrainer ruft zur nächsten Videositzung. Man ist ja schließlich nicht zum Vergnügen auf Tour.
|