Von weiblicher Intuition und „Jugend trainiert für Olympia“
Olympia-Schiedsrichterin Ute Conen über das Verhältnis zum Nationalteam
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Etwas überraschend sei der Einsatz in Mendoza schon gekommen, erzählt Deutschlands Top-Schiedsrichterin Ute Conen. Die Lehrerin aus Grevenbroich, die – neben ihrem Mülheimer Kollegen Christian Blasch – auch als einige Deutsche für das olympische Hockeyturnier vorgesehen ist, bekam kurz vor Weihnachten Bescheid, dass sie beim Vier-Nationen-Turnier in Argentinien pfeifen sollte. „Es war wohl weibliche Intuition, die mich schon Mitte November mit intensiverem Training hat beginnen lassen, dadurch war ich schon einigermaßen fit. Denn zum Beispiel Argentinien kannst du nicht pfeifen, indem du hinten herumstehst und dirigierst“, sagt die 44-Jährige mit einem Lachen, die ihr eigenes Fitnessprogramm „Jugend trainiert für Olympia“ nennt.
Hockey.de wollte von der erfahrenen Unparteiischen wissen, wie der Kontakt zwischen den deutschen Spielern und den Schiedsrichtern auf solch einem Turnier ist. Überraschend ist, dass, obwohl beide dann fast zwei Wochen am gleichen Ort und auf derselben Anlage sind, man sich sehr selten trifft. „Das liegt daran, dass wir zum großen Teil völlig unterschiedliche Tagesabläufe haben“, sagt Conen. „Wenn die Mannschaft spielt, bereite ich mich auf das Match vor, welches ich pfeifen muss.“ Das läuft bei der für den Düsseldorfer HC pfeifenden Rheinländerin immer im gleichen Rhythmus ab. Eine kleine Mütze Schlaf, unter die Dusche und dann mit dem Fahrdienst zum Platz. „Vor meinem Spiel bin ich zudem auch gar nicht bereit, mir noch ein anderes Hockeyspiel anzuschauen.“
Deshalb guckt sich Ute Conen auf Turnieren auch nur die Spiele der deutschen Mannschaft an, die nach ihren zu pfeifenden Begegnungen liegen. Wenn dann die Mannschaft auch noch in einem anderen Hotel untergebracht ist als die Referees, fällt der Kontakt noch geringer aus. In Mendoza war das nicht der Fall, da gab es schon häufigere Begegnungen im Hotel. „Viele von den Jüngeren, die mich nicht so kennen, würden mich dann aber auch nicht ansprechen. Mit Tina Bachmann, Fanny Rinne oder Marion Rodewald bin ich aber schon zu Junioren-Zeiten durch die Weltgeschichte getourt. Da ist ein ganz anderes Verhältnis vorhanden.“
Den regelmäßigen Kontakt sucht Conen zum Bundestrainer. „Michi Behrmann schaut sich ohnehin alle Spiele auf Video an. Da bitte ich ihn dann schon, mal bei bestimmten Szenen zu schauen, ob ich mit Entscheidungen richtig lag, oder seine Meinung abzugeben. Er ist ein sehr offener Typ, der kein Problem hat, sich mit anderen Menschen auszutauschen. Der setzt sich beim Turnierabend auch mal bei den Südafrikanern oder einer anderen Mannschaft an den Tisch und plaudert. Das ist sehr angenehm.“
Dankbar ist die Grevenbroicherin auch über die Hilfe von Teamarzt Winfrid Koller, den sie bei heftigen Erkältungen während der Turniere oder jetzt im konkreten Fall wegen einer Handverletzung schon häufiger Mal um medizinischen Rat gefragt hat. Teammanagerin Dorle Gassert ist auch für die deutsche Schiedsrichterin Ansprechpartnerin Nummer eins, „wenn ich mal etwas brauche oder kurz ihren Laptop benutzen möchte. Aber das ist ein Geben und Nehmen. Wenn ich später anreise und Dorle noch etwas aus Deutschland mitgebracht haben möchte, ruft sie mich auch an.“ In der Reiseplanung ist allerdings nicht die Teammanagerin, sondern die DHB-Geschäftsstelle für die Schiedsrichterin verantwortlich.
In Mendoza hatte Ute Conen mit der langjährigen argentinischen Kollegin und Zimmergenossin Carolina de la Fuente eine ideale Begleitung, die als Einheimische alles geregelt hat. Doch die blonde Deutsche kannte Mendoza auch bereits von einer Reise mit ihrem Ehemann, die sie vor zehn Jahren - nach dem Einsatz bei der Champions Trophy in Mar del Plata - durch Argentinien angeschlossen hatte. Nächste Station auf dem Weg nach Peking wird nun der Olympic Qualifier in Kanada (26. April bis 4. Mai in Victoria) sein, wo Conen im ersten Match ihren 150. internationalen Einsatz haben wird. „Klar muss ich da auch meine Leistung bringen. Wenn man dort völlig daneben legt, kann die FIH die Olympia-Nominierung durchaus noch wieder rückgängig machen“, sagt Conen.
Doch die Deutsche gilt international als eine der zuverlässigsten Umpires – deshalb dürfte diese Sorge eigentlich eher gering sein. Bei der Samsung Champions Trophy vom 17. bis 25. Mai wird sie dann „nur“ als Zuschauerin (und Barbecue-Gastgeberin für die internationale Schiedsrichter-Familie des Turniers) im Einsatz sein. Dort ist WHV-Kollegin Christiane Hippler vom Weltverband nominiert worden. Doch in der Vorbereitung auf Olympia wird Ute Conen sich ihr eigenes Programm stricken – und dann kommt doch wieder der Kontakt zum Nationalteam zum Tragen. „Wenn Lehrgänge in Köln oder Umgebung sind, dann fahre ich da abends hin, und sei es nur, um die Trainingsspiele untereinander zu pfeifen. Möglichst viel Praxis vor Peking heißt da das Motto!“
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