Gefeiert wie Fußballstars
Anke Kühn und Eileen Hoffmann über die Popularität der argentinischen Hockeyspielerinnen
Die deutsche Damen-Nationalmannschaft ist nicht zum ersten Mal in Argentinien gewesen. Doch erstaunt es selbst die schon einmal dorthin gereisten deutschen Auswahlspielerinnen immer wieder, welch eine Popularität die argentinischen Spielerinnen in ihrem Land genießen. „Die werden hier gefeiert wie Fußballstars“, haben Anke Kühn und Eileen Hoffmann jetzt wieder beim Vier-Nationen-Turnier in Mendoza festgestellt.
„Las Leonas“, die Löwinnen, wie die argentinischen Hockeydamen in ihrer Heimat genannt werden, sind eine landesweite Attraktion. Als die Südamerikanerinnen 2002 in Perth erstmals Hockey-Weltmeister wurden, haben sie nach ihrer Rückkehr aus Australien tagelang den sonst das öffentliche Sportinteresse dominierenden Fußball von den Titelseiten der Gazetten und vom TV-Bildschirm verdrängt. Cecilia Rognoni wurde zur argentinischen Sportlerin des Jahres gekürt. Das argentinische Damenhockey stand in vollster Blüte, im Ballungszentrum Buenos Aires spielen an die 100.000 Mädchen und Frauen Hockey, es ist im weiblichen Bereich die führende Mannschaftssportart im Land. „Auf jeder Milchflasche fand man ein Gesicht einer Nationalspielerin drauf“, kam sich der frühere Damen-Bundestrainer Peter Lemmen bei einem Argentinien-Besuch in jener Zeit vor wie im Hockey-Schlaraffenland.
Der Hype um die „Leonas“ ist vielleicht nicht mehr ganz so groß, weil die argentinische Weltspitzenstellung seit dem WM-Sieg 2002 ein klein wenig gesunken ist, trotzdem besitzt Hockey dort nach wie vor einen ganz anderen Stellenwert, als ihn beispielsweise die deutschen Damen im eigenen Land kennen. Und das war selbst in der über 1.000 Kilometer von Buenos Aires entfernten Provinzhauptstadt Mendoza der Fall. „Die drei Tageszeitungen in Mendoza berichteten mit Titelbild über das Turnier. Täglich gab es mehrere Seiten Berichte und Fotos in der Presse“, verfolgte Anke Kühn das hohe Medieninteresse. Auch das Fernsehen mischte in großem Stil mit. Vom Schlusswochenende des Vier-Nationen-Turniers gab es über den Sender ESPN landesweite Liveübertragungen der Spiele, dazu „permanent Werbespots und Interviews mit argentinischen Spielerinnen“ (Hoffmann).
Auch wenn das Publikumsinteresse im Stadion in den ersten Tagen der Veranstaltung noch ein klein wenig zu wünschen übrig ließ, so war es dann im Finale mit 3.500 Zuschauern doch annähernd so voll, wie sich das die Organisatoren vorgestellt hatten. In Mendoza wurde ebenfalls kräftig die Werbetrommel gerührt. „Überall in der Stadt wurde von großen Markenfirmen wie adidas, Visa oder Nike mit dem Konterfei der argentinischen Spielerinnen geworben. Bei einer Autogrammstunde gab es meterlange Schlangen der wartenden Fans“, berichten Kühn und Hoffmann. Vor dem Mannschaftshotel harrten Anhänger teilweise mehrere Stunden aus, um Fotos und Autogramme ihrer Hockey-Idole zu ergattern. „Da wurden dann auch wir registriert – sogar unser Physio Paul und unsere Teammanagerin Dorle schrieben Autogramme“, erzählen die beiden deutschen Spielerinnen über einen netten Nebeneffekt.
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