„Öfters den Schweinehund überwinden“
Die Youngster Nina Hasselmann und Janne Müller-Wieland über den Unterschied zwischen Bundesliga, C-Kader und Damen-Weltniveau
Ob man von einer „ganz anderen Welt“ sprechen kann, sei einmal dahin gestellt. Schließlich stehen auch in der Bundesliga oder im internationalen Juniorinnenbereich immer elf Spielerinnen einer Mannschaft auf dem Platz, und offiziell gelten auch die gleichen Spielregeln. Und doch gibt es eine Menge Unterschiede zum Weltspitzenniveau der Damen, wie Nina Hasselmann (Münchner SC) und Janne Müller-Wieland (SW Neuss) feststellen. Die beiden 21-jährigen Youngster im DHB-Damenteam erleben diese Unterschiede gerade beim Vier-Nationen-Turnier in Mendoza.
„International wird viel weniger gepfiffen als noch im C-Kader beziehungsweise in der Bundesliga“, sagt Nina Hasselmann, die ebenso wie Janne Müller-Wieland der deutschen U21-Vizeweltmeistertruppe von 2005 angehörte. „Hohe Bälle werden hier nur selten gepfiffen, ganz im Gegensatz zur Bundesliga! Auch wird Körperkontakt auf internationaler Bühne kaum geahndet. In der Bundesliga hingegen fühlt man sich wie beim Schach - bloß keinen berühren, sonst gibt es eine Karte!“, beschreibt Allrounderin Müller-Wieland etwas überspitzt die erheblichen Differenzen in der Regelauslegung der Unparteiischen auf internationaler und nationaler Spitzenebene. Das macht den Job vor allem für die Spielerinnen nicht gerade einfacher.
Die unterschiedlichen personellen Ressourcen fördern noch eine ganz andere Schieflage zwischen internationalem Hockey und der Bundesliga zutage: „Im A-Kader ist jede Position gut besetzt, im Verein hingegen gibt es meist vier bis fünf Spielmacher, und der Rest ,schwimmt' so mit“, haben sie in nur wenigen Jahren Erwachsenenhockey schon festgestellt.
In 74 (Janne) und 67 (Nina) Jugend-Länderspielen haben die beiden Talente eigentlich schon genügend internationale Erfahrung sammeln können, doch der Sprung von den Juniorinnen zu den Damen ist noch einmal ein großer. „In der U21 ging es nicht ganz so hart zur Sache, dies liegt oder lag aber wohl daran, dass die meisten noch nicht so ,kräftig' sind oder waren. Auch das Stockschlagen wird international gerne mal übersehen“, stellen die beiden nach einem knappen Dutzend A-Länderspieleinsätzen fest. Schön finden sie, dass man nun öfters mal auf nicht-europäische Nationen (vor allem Asien, Südamerika) trifft, was im C-Kader ja nur ganz selten der Fall ist. „Meist nur bei der WM, also alle vier Jahre“, so die Defensivspezialistin Hasselmann.
Auf der Suche nach weiteren Neuheiten werden Nina und Janne schnell fündig: „Im A-Kader ist das Tempo viel höher als im Verein oder im C-Kader. Zum anderen ist die Athletik und die Technik im A-Kader viel ausgeprägter.“ Die Konsequenzen aus derlei Spielanalysen schlagen sich natürlich in der notwendigen Arbeit außerhalb der 70 Spielminuten nieder: „Der Aufwand ist außerhalb des Vereinstrainings und der Lehrgänge viel höher. Man muss viel mehr für die Ausdauer tun, viel sprinten und Krafttraining machen. In der U21 dachte man schon, man muss viel machen, aber im A-Kader wird das noch mehr. Man muss eine perfekte Zeitplanung haben und mit viel Disziplin an die Sache gehen“, sagen die beiden Nachwuchskräfte. Und wie erreicht man das? „Man muss öfters seinen Schweinehund überwinden“, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen.
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