„Kein Job, über den man jammern müsste“
Anreisetag oft Gleichung mit vielen Unbekannten für Teammanagerin Dorle Gassert
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Dorle Gassert war am Dienstag die erste, die ihre Wohnung verlassen hat, um zu Treffpunkt der Damen-Nationalmannschaft nach Frankfurt zu kommen, von wo es über Santiago de Chile nach Mendoza (Argentinien) ging. Kein Wunder, denn die Teammanagerin lebt in Wilhelmshaven, hat also jedes Mal den weitesten Anreiseweg, wenn die DHB-Auswahl ins Ausland fliegt. Zu dem Zeitpunkt war ein Großteil der Vorbereitungsarbeiten zwar schon getan, aber gerade der Abflugtag ist für Dorle Gassert immer eine Gleichung mit vielen Unbekannten.
„Früher haben die Fluglinien ein Auge zugedrückt, wenn man Übergepäck hatte, heute kostet das Kilo Übergepäck nach Argentinien 35 Euro. Und gerade bei Mädels ist es ja so, dass die auf solch einer Auslandsreise auch gern noch mal ein wenig shoppen – heißt: auf dem Rückflug ist oft noch mehr Gepäck da. Das muss man im Auge haben“, sagt die 56-Jährige, die für Michael Behrmann auch schon als Teammanagerin zur Verfügung stand, als er noch die deutsche U21-Mannschaft betreute. „Auch über den rechtzeitigen Kauf der Fahrkarten lässt sich Geld sparen. Wir sind ja nicht beim Fußball, wo vielleicht nicht so auf das Büdget geschaut werden muss.“
Fast schon eine wissenschaftliche Arbeit ist das Verteilen des ganzen Equipments von Physio und Teamarzt. „Ich bin immer heilfroh, wenn alles eingecheckt ist. Und natürlich ist man ja selbst auch nicht ‚nur’ Teammanager, sondern muss im Vorwege Aufgaben im Job und im Verein delegieren. Da heißt es dann oft, improvisieren, wenn man am Vorabend zum Beispiel merkt, dass man keine vernünftige Regenjacke mehr hat.“ Das Organisationstalent aus dem hohen Norden konnte begeistert feststellen, dass diesmal der gesamte Flug reibungslos verlief. Keine großartigen Verspätungen, fehlende Mitreisende oder verloren gegangenes Gepäck.
Bei der Ankunft in Mendoza war die vorübergehende Ruhe dann allerdings erstmal vorbei. Die Aufteilung der Zimmer im Hotel, Essensabsprachen mit der Hotelküche, Fahrgelegenheiten zum Trainingsplatz – all das musste organisiert werden. „Vieles stimmt man eigentlich schon im Vorwege per Mail und Telefon ab, aber oft wird es dann doch nicht so umgesetzt.“ In diesem Fall waren die Einzelzimmer der Medizinischen Abteilung einfach so klein geraten, dass die Behandlungsbänke selbst mit gutem Willen nicht passen wollten. Das Hotel zeigte guten Willen und wies größere Zimmer zu. Ein bisschen Überraschungseffekt hatte dann das Öffnen der Tüten des neuen DHB-Ausrüsters Asics, denn die Zeit reichte im Vorfeld nicht zur Anprobe. Wenn dann auch ein Stauraum für die Torwartausrüstungen und die nächstgelegenen Einkaufsgelegenheiten erkundet sind, wird es auch für die Teammanagerin wieder etwas ruhiger. Dorle Gassert drückt es so aus: „Du, das ist eigentlich kein Job, über den man jammern müsste. Es ist wie mit Deinen eigenen Kindern. Sowie es losgeht, wird gefragt: Wann sind wir denn da? Und wie weit ist es noch? Das weißt Du natürlich selbst nicht, aber alle erwarten, dass du es weißt.“
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