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"Witti" durchbricht die "300er-Schallmauer"

Matthias Witthaus: Der Letzte aus der goldenen 99er-Generation

Matthias Witthaus wurde vor dem Korea-Spiel von DHB-Vizepräsident Hans Baumgartner für seinen 300. Einsatz geehrt. Foto: Dr. Wolfgang Sternberger

30.11.2009 - Am Sonntag absolvierte Matthias Witthaus bei der Champions Trophy in Korea sein 300. A-Länderspiel im Dress des Deutschen Hockey-Bundes. Der Stürmer, der in Oberhausen geboren wurde und in Mülheim das Hockeyspielen lernte, erzielte dabei sogar seinen 128. Treffer für die deutschen Herren. „Witti“, so der Spitzname des als extrem angenehmer Zeitgenosse geltenden und überall beliebten Sportstudenten, ist erst der siebte Nationalspieler in der 100-jährigen DHB-Geschichte, der diese „300er-Schallmauer“ durchbricht – und das mit gerade mal 27 Jahren als mit Abstand jüngster. Mehr als ein Grund, um ihm hier mal einen längeren Artikel zu widmen...

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Mehr als ein Jahrzehnt dribbelt der zurzeit in Madrid lebende torgefährliche, technisch ungemein starke Angreifer inzwischen für die A-Nationalmannschaft, hat dabei alles gewonnen – eine olympische Goldmedaille, zwei Weltmeisterschaften, zwei Europameisterschaften, zwei Champions Trophys und auch in der Halle jeweils eine Welt- und eine Europameisterschaft. Witthaus gehörte neben Tibor Weißenborn, Florian Keller und Sebastian Biederlack als Jüngster zu einer ganzen Reihe junger Talente, die Ex-Bundestrainer Paul Lissek im Frühjahr 1999 – also ein gutes Jahr vor den Olympischen Spielen von Sydney – in das deutsche A-Team einbaute.

Damals war „Witti“ gerade mal 16 Jahre alt, machte aber mit seinen schnellen Sololäufen, spektakulären Dribblings und Torschüssen relativ bald nachhaltig im internationalen Hockey auf sich aufmerksam. Dabei ist der eher kleine Angreifer bis heute nicht nur als Vollstrecker, sondern nahezu gleichwertig auch als Vorbereiter wertvoll für die DHB-Auswahl – mal davon abgesehen, dass er bei seinen Sololäufen oft genug mehrere Abwehrspieler auf sich zieht und damit Freiräume für seine Sturmpartner wie Christopher Zeller oder Florian Keller schafft, die oft genug dann mehr im Rampenlicht standen als ihr kongenialer Sturmpartner.

Das gehört aber auch zum Wesen von Matthias Witthaus, der die leisen Töne liebt. Kaum einer in der Mannschaft genießt höhere Sympathiewerte bei den Kollegen. „Witti“ gilt als nahezu dauerhaft freundlich und fröhlich – ein Typ, der das Leben liebt, ohne dabei über die Strenge zu schlagen. Das hat ihm sicherlich auch geholfen, während der harten Zeiten. Lange hat der begeisterte Fußballfan mit Rückenproblemen zu kämpfen gehabt, teilweise über Monate gegen heftige Schmerzen gekämpft. Trotzdem war er immer da, wenn das Nationalteam ihn brauchte.

Vor der WM 2006 hatte kaum jemand daran geglaubt, dass Witthaus fit werden könnte – zu offensichtlich war bereits beim Laufen neben dem Platz die Rückenproblematik. Doch auch mit 70 bis 80 Prozent Leistungsfähigkeit ist der Mitte Oktober 27 Jahre alt gewordene Nationalspieler eine Herausforderung für jede Abwehrreihe. Durch die WM im eigenen Land „biss“ er sich durch und holte mit dem Team den Titel – wie zuvor und auch nachher fast immer bei großen Turnieren. Witthaus ist die Verlässlichkeit pur – wahrscheinlich die konstanteste Größe im Nationalteam in den letzten zehn Jahren.

Bei den Olympischen Spielen in London 2012 wäre der hockeyverrückte Deutsche mit der Leidenschaft für die spanische Lebenskultur – immer wieder zog es „Witti“ in den letzten Jahren in die iberische Liga – noch immer keine 30 Jahre alt. Vielleicht das beste Alter für einen Top-Stürmer von Weltklasseformat – wären da nicht über ein Jahrzehnt Entbehrungen, höchster Trainings- und Zeitaufwand für das Nationalteam, mit dem er eigentlich ohnehin schon alles erreicht hat! Der Bundestrainer wird insgeheim hoffen, dass der Letzte der „goldenen Generation“ von 1999 durchhält und noch ein weiteres Mal einen ganz großen Titel anpeilt.

 

Deutschland Rekord-Nationalspieler (Top-Ten)

Name, Vorname Club aktiv  
1. Crone, Philipp Rot-Weiß München 1996 bis 2007 342 Länderspiele
2. Michel, Björn Münchner SC 1993 bis 2004 334 Länderspiele
3. Weißenborn, Tibor Rot-Weiss Köln 1999 bis 2008 324 Länderspiele
4. Green, Michael Harvestehuder THC 1993 bis 2006 320 Länderspiele
5. Mayerhöfer, Christian Dürkheimer HC 1992 bis 2006 315 Länderspiele
6. Bechmann, Christoph Club an der Alster 1994 bis 2006 300 Länderspiele
6. Witthaus, Matthias Campo Madrid 1999 bis heute 300 Länderspiele
8. Fried, Volker Rot-Weiss Köln 1980 bis 1996 290 Länderspiele
9. Dopp, Heiner Dürkheimer HC 1975 bis 1989 286 Länderspiele
10. Peter, Michael HC Heidelberg 1969 bis 1985 262 Länderspiele

 

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2. November 2024
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