Nationalteams

„Dem Ziel Olympia-Quali ist alles untergeordnet“

Bundestrainer Michael Behrmann im Interview vor der Argentinien-Reise

 

03.02.2011 - Im Laufe des heutigen Donnerstags trifft die deutsche Damen-Nationalmannschaft in Südamerika ein, wo sie in Mendoza und Rosario in den nächsten zweieinhalb Wochen zwei Vier-Nationen-Turniere mit Gastgeber Argentinien, Australien und den USA bestreitet. Für Bundestrainer Michael Behrmann und sein Team ist das der Auftakt ins EM-Jahr. Im Interview erklärt der Hamburger, wie die junge Kaderzusammensetzung zustande kommt, auf welchem Weg die deutschen Damen Richtung EM in Mönchengladbach (20. bis 28. August) gehen und dass auch alle routinierten Leistungsträgerinnen gewillt sind, bis Olympia 2012 weiter zu machen.

 

Die deutschen Herren starten mit voller Besetzung in einem Zentrallehrgang, Sie steigen mit zwei Turnieren in die Saison ein. Kann man von einem komplett unterschiedlichen Start ins EM-Jahr sprechen?

Michael Behrmann: „Ja, das stimmt! Ich habe mich schon im Herbst entschieden, die etablierten Spielerinnen, wie Natascha Keller, Fanny Rinne oder Tina Bachmann jetzt nicht mitzunehmen, so dass sie die Hallen-WM mitspielen können oder eine Pause haben. Wir fliegen mit vielen jungen Spielerinnen nach Argentinien, um zu schauen, was da so an Talenten nachkommt und wer jetzt schon auf internationalem Top-Niveau mithalten beziehungsweise sogar Verantwortung übernehmen kann. Das ist eine ideale Gelegenheit, unsere Strukturen zu prüfen. Wer kommt dabei auch schon für die EM 2011 in Mönchengladbach für uns in Frage?“

 

Sind alle, die jetzt fehlen, bewusst nicht mitgenommen worden?

Behrmann: „Eigentlich hätte ich gern Mandy Haase und Maike Stöckel als Vertreter der mittleren Generation noch mitgenommen, aber beide können aus Studiengründen im Februar nicht. So müssen sich aus dieser sehr jungen Truppe heraus nun Dynamiken entwickeln. Da wir bei den beiden Turnieren ausschließlich gegen absolute Top-Teams antreten, muss jede Einzelne eine super Leistung abliefern. Aber wir wollen in Argentinien nicht nur auf die Spiele schauen, sondern auch viel trainiere. Da wir 20 Spielerinnen mitnehmen, können ja auch nicht alle in beiden Turnieren eingesetzt werden.“

 

Wer sind in dieser Mannschaft aus Ihrer Sicht die etablierten Leistungsträger und wer sind die vermeintlichen Newcomer?

Behrmann: „Ich denke, dass Nina Hasselmann, Julia Müller, Janne Müller-Wieland, Eileen Hoffmann, Tina Schütze und Yvonne Frank diejenigen sind, die mit der meisten Erfahrung ausgestattet und daher Schlüsselfiguren in diesem Team sind. Spielerinnen wie Marie Mävers, Mia Sehlmann oder Luisa Steindor können auf dieser Reise den internationalen Durchbruch schaffen.“

 

Wie geht es für Sie und Ihr Team nach Argentinien weiter auf dem Weg zur EM in Deutschland?

Behrmann: „Beim Zentrallehrgang im März werde ich bis zu 30 Spielerinnen am Start haben. Da werden wir dann schon mal eine grobe Vorauswahl treffen müssen, für wen es Richtung Champions Trophy und dann EM weiter gehen kann. Danach kommt ein Bundesliga-Block, in dem ich mit der Nationalmannschaft gar nicht viel machen kann. Nach der DM-Endrunde Anfang Juni beginnt dann ein sehr kompaktes Programm mit der Vorbereitung auf die Champions Trophy in Amsterdam und die Europameisterschaft in Mönchengladbach.“

 

Werden Sie die Champions Trophy zu 100 Prozent mit dem Team spielen, dass dann auch die EM bestreiten soll?

Behrmann: „Das steht noch gar nicht fest. Es kann sein, dass bei der Trophy auch ein paar Jüngere dabei sind, die in Hinblick auf London 2012 gestestet werden. Wir haben danach ja noch drei weitere Lehrgänge, um uns für die EM endgültig einzuspielen.“

 

Ist dem Ziel Olympia-Qualifikation durch die Europameisterschaft zurzeit alles untergeordnet?

Behrmann: „Ja, die Olympia-Quali ist das übergeordnete Ziel. Meine Gedanken gehen schon Richtung Olympia in London 2012 – und da ist es enorm wichtig, dass wir auf dem Weg dahin keine Umwege machen. Deshalb ist es enorm wichtig, und das muss auch unser Anspruch sein, dass wir uns in Mönchengladbach unter den ersten Dreien platzieren.“

 

Wie schwer wird das?

Behrmann: „Wir gehören mit England und den Niederlanden ganz sicher zu den drei besten Teams in Europa und haben in unserem Kader auch mehr Qualität als die Nationen, die danach kommen. Es kann uns aber durchaus passieren, dass wir in der Gruppenphase gegen England und im Halbfinale gegen Holland verlieren und dann im Spiel um Platz drei um die Olympia-Qualifikation bangen müssen. Das wäre sicher keine angenehme Situation!“

 

Wie schätzen Sie das Thema Heimvorteil bei dieser EM ein?

Behrmann: „Einen solchen Effekt erhoffen wir uns natürlich schon. Davon abgesehen ist es für all die Spielerinnen, die sich London 2012 als Abschluss ihrer Karriere vorgenommen haben, eine tolle Sache, dass sie die Qualifikation dafür in Deutschland vor heimischem Publikum bestreiten können und nicht irgendwo im Ausland.“

 

Werden denn alle, die jetzt im A-Kader stehen, noch bis Olympia weiter machen?

Behrmann: „Zumindest haben das alle so kommuniziert. Auch Fanny Rinne, die überlegt hatte, noch bis zum Herbst zu pausieren, wird in die EM-Vorbereitung wieder einsteigen. Und auch Natascha Keller steigt im März wieder ein. Ich hoffe, dass dann auch Janine Beermann, die wegen ihres Referendariats ein Jahr pausiert hat, wieder zur Verfügung steht!“

» Kader und Spielplan auf der Lehrgangsseite

 
2. November 2024
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